„Wegen dir, du Schlampe, sind alle meine Tr?ume kaputtgegangen! In einem Augenblick! Das ganze Geld! Endlich hatte ich ein anst?ndiges Auskommen! Und alles ist zusammengebrochen! Alles! Ich hasse dich! Warum hast du mit deinem verdammten Gewerbe nicht aufgeh?rt? F?r eine sch?ne Zukunft? Was hat dir gefehlt? Hattest du nicht genug Geld? Warum musstest du dich mit irgendwelchem Lumpenpack als Nutte herumtreiben? Eine sch?ne Notarin bist du! Hol dich der Teufel! Dreckige Schlampe! Man sieht es dir gleich an, was du f?r eine billige Schnalle bist! Du hast allen erz?hlt, dass du Notarin bist. Dabei warst du besoffen und auf Eсstasy. Hast die Bar vollgesabbert und bist vom Hocker gefallen.“
„Aber du, Stella! Du bist so ein braves M?dchen, das noch nie Tabletten genommen hat! S?uferin! Du trinkst Bier und Whiskey literweise wie ein Mann! Und erz?hlst mir irgendeinen Stuss! Spielst hier die Zimperliese! Dabei schl?fst du mit M?nnern, genau wie ich! Blo? umsonst! Also wer ist hier billig? Nat?rlich! Daf?r m?gen dich alle! Weil du's gratis mit ihnen treibst!“
Stella h?rte den Schwall von Vorw?rfen schweigend an. Vielleicht war sogar etwas dran. Wenigstens zum Teil k?nnte Natalja recht haben. Aber Stella war schlicht und einfach nicht f?hig, f?r Sex Geld zu nehmen.
Die Leidenschaften legten sich und die Freundinnen konnten etwas schlafen. Am Morgen rief Stella alle Agenturen an, die M?dchen ins Ausland vermittelten. Am Abend kam die Leiterin einer solchen Agentur zu ihnen. Sie brachte alle Unterlagen mit, die erforderlich waren, um Arbeitsvertr?ge f?r Eins?tze von drei, sechs oder acht Monaten im Jahr in verschiedenen L?ndern abzuschlie?en. Die M?dchen sa?en am Tisch und sahen sich verschiedene Varianten f?r die n?chste Zeit an. Stella interessierte sich f?r die USA und die Schweiz, Natalja dagegen nur f?r die Schweiz, weil sie dort Bekannte hatte. Bei dem Job ging um Stangentanz und Alkoholkonsum. Laut Vertrag w?ren sie verpflichtet, mindestens sechs Mal pro Nacht an der Stange zu tanzen und dazwischen mit Kunden alkoholische Getr?nke aller Art zu trinken. Wenn ein Gast ein Glas Champagner f?r ein M?dchen bestellte, das im Klub als T?nzerin t?tig war, kostete ihn das sechzig Schweizer Franken, also circa f?nfundf?nfzig Dollar. Davon erhielt das M?dchen zehn Prozent. Wurde eine ganze Flasche Champagner bestellt, sei es Dom Perignon, Belle Epoque, Krug, Veuve Clicquot oder gew?hnlicher Moet & Chandon, stand dem M?dchen nat?rlich eine h?here Kommission zu, weil eine einzige Flasche Krug locker zweitausend Franken kosten konnte. Der Champagner floss in Str?men in den Klubs der Million?re. War das M?dchen nicht im Stande, so viel zu trinken, war es erlaubt, Getr?nke auf den Boden oder an die Wand zu sch?tten; diese waren mit einem Teppich bedeckt, der die Fl?ssigkeit sofort aufnahm. Die Kunden sollten das nicht bemerken, alles musste heimlich vor sich gehen. Jeden Morgen kam der Reinigungsdienst mit spezieller Ausr?stung und sp?lte Tausende von Dollar von den W?nden des Lokals. Es war m?glich, mit Kunden gegen Geld zu schlafen, aber keine Pflicht. Die M?dchen konnten das tun, wenn sie den Wunsch hatten. Im Klub gab es speziell ausgestattete Zimmer, so genannte Separees, wo man mit dem Kunden zu einem privaten Tanz oder einfach zum Trinken allein sein konnte. Daf?r musste er eine Flasche Champagner im Wert von mindestens dreihundert Franken, circa zweihundertsiebzig Dollar, bezahlen. Wer das M?dchen ins Hotel mitnehmen wollte, musste daf?r dem Klub tausend Franken zahlen, also etwa neunhundertf?nfzig Dollar, dazu das Honorar f?r die Sch?ne nach Absprache. Die M?dchen verlangten normalerweise auch einen Tausender f?r sich selbst. Feilschen war nat?rlich m?glich. Der Lohn betrug zweitausendzweihundert Franken im Monat plus Kommission von Alkoholkonsum und Ausg?ngen mit Kunden. Der Gesamtverdienst konnte, je nach Arbeitseifer und nat?rlich Gesundheitszustand, zehntausend Franken im Monat erreichen. Die Arbeit ging nachts vor sich, immer von 10 Uhr abends bis zum fr?hen Morgen. F?r die Wohnung wurden vierhundert Franken im Monat f?llig. Sie befand sich gew?hnlich im selben Geb?ude, im oberen Stock. Das Verlassen des Klubs war nur mit Erlaubnis des Besitzers m?glich. Treffen mit Kunden au?erhalb des Lokals waren verboten.
Stella warf einen Blick auf Natalja, die an die Decke starrte, als ob die letzte Bedingung des Klubs nicht in ihrer Gegenwart vorgelesen w?rde.
„Wenn sie aus diesem Job auch noch gefeuert wird…“, dachte das M?dchen, beschloss aber, das ohnehin komplizierte Verh?ltnis zu ihrer Freundin nicht weiter anzuheizen.
Natalja senkte den Kopf und rief:
„Ist mir alles recht! Ich fahre in die Schweiz! Juh!“
Sie hob ihr Weinglas und hielt inne. Sie schaute Stella an.
„Oh, sorry! Wir fahren in die Schweiz! Nicht wahr, Liebes? Ich zittere schon vor Aufregung! Million?re! Champagner! Geld! Was w?nscht man sich mehr? Tanzen kann ich! Und tausend Dollar pro Nacht? Das ist ja elit?r! Erste Klasse! Ich zeige allen, wie man das macht! Das ist keine Arbeit wie bei euch im Notariat, wo es so langweilig war! Auf diesem Gebiet bin ich wie ein Fisch im Wasser! Das ist mein Milieu!“
Stella sah d?ster und blass aus. Das Tanzen lag ihr nicht, daf?r aber das Trinken! Das konnte sie gut! Oh! Dauersuff!
„Haben Sie zuf?llig einen Vertrag ohne Tanzen? Nur mit Trinken?“, fragte Stella mit einem aufgesetzten L?cheln.
„F?r die Schweiz leider nicht. Das Visum bekommen Sie als K?nstlerin, und zwar als T?nzerin. Das wissen Sie doch, Kollegin.“
„Ja. Ich habe schon M?dchen dorthin geschickt, aber ich habe sie zum Preis von hundert Dollar pro Kopf angeboten und sie direkt mit dem Unternehmer in Kontakt gebracht. Auf die Einzelheiten, wie das System funktioniert, bin ich nicht eingegangen. Leider“, sagte Stella und warf einen brennenden Blick auf die zufriedene Natalja. Dieser waren die Sticheleien schon egal, f?r sie ihr war alles in Butter, genau, wie sie es haben wollte.
„Die Schweiz ist ein interessantes Land, das aus drei Teilen besteht. In allen drei werden unterschiedliche Sprachen gesprochen.
In Z?rich zum Beispiel spricht man Deutsch. Sie haben dort ein kompliziertes System. Die M?dchen sollen splitternackt sein, sogar ohne Slips, praktisch w?hrend der ganzen Show.
In Genf, das im franz?sischen Teil liegt, werden am Ende des Liedes die Bikinis ausgezogen.
In Lugano, wo die italienische Sprache vorherrscht, soll der Slip gar nicht ausgezogen werden. Man zeigt sich nur oben ohne. Aber auch das nicht unbedingt.“
„Wie werden denn dann in Lugano die Kunden ins Lokal gelockt?“
„Dort arbeiten im Klub Balletts aus Charkow, je drei?ig T?nzerinnen in einer Truppe. Mit ihren schicken Shows bezaubern sie die Italiener, die einen Flirt und ausgiebiges Vorspiel m?gen. Sie haben keine Lust, mit kalter Miene auf nackte Weiber zu starren und dabei keine Emotionen zu zeigen, wie es im deutschen Teil der Fall ist.“
Nataljas Interesse wurde sofort von Genf, dem goldenen Mittelweg, geweckt.
„Den Slip am Ende des Tanzes, und davor die Brustwarzen an der kalten Stange reiben! Schnell her mit den Unterlagen!“, schrie die Nymphomanin fast.
„Mademoiselle will nach Genf! Voil?!“
Ein gl?ckseliges L?cheln erstrahlte in ihrem Engelsgesicht.
„Grundkenntnisse in Franz?sisch habe ich. Das ist Schicksal! W?re ich da nur gleich hingefahren, dieses Paradies auf Erden zu erobern, statt mich auf kriminelle Sachen einzulassen.“
Stella h?rte nicht, was Natalja da redete. Mit einem traurigen Gef?hl studierte sie die Vertragsbedingungen f?r den Einsatz in anderen L?ndern.
Darunter waren England, Australien, Schweden, Japan, Deutschland, die T?rkei und Italien. Sie las alle nacheinander durch. Ihr fiel ein merkw?rdiger Name auf: Liechtenstein.
„Was ist das?“
„Das ist ein kleines Land in den Alpen. Genau genommen ein Zwergf?rstentum. Dort herrscht ein F?rst.“
„Noch kleiner als die Schweiz? Dort wohnen doch schon weniger Menschen als in Moskau!“
„Ja, genau, absolut winzig. Ein kleines Wunder, wo alle reichen Leute ihr Geld verstecken. Unsere Million?re haben sich dort ganz sch?n eingenistet. Sie lagern riesige Guthaben bei verschiedenen Banken, Stiftungen und Gesellschaften. Viele Restaurants geben auf den Speisekarten keine Preise an, weil den G?sten v?llig egal ist, was die bestellten Gerichte kosten k?nnten. Sie sind so wohlhabend, dass sie essen gehen k?nnen, ohne sich um Preise zu k?mmern.“
„Klingt nicht schlecht. Das klingt sogar verlockend!“, sagte Stella. „Welche Bedingungen gelten dort?“
„Ein sehr grausames System. Nichts als die reine Prostitution. Die M?nner kommen dorthin ausschlie?lich zu gesch?ftlichen Verhandlungen und f?r Business. Sie haben keine Zeit f?r lange Aff?ren. Au?erdem ist Prostitution dort legal. Die M?dchen erhalten daf?r ein Prostituiertenvisum. Das kann auch einen Einfluss auf das sp?tere Leben des M?dchens in Europa haben. Wenn ein M?dchen heiraten und ein normales Leben f?hren will, ist ihr Ruf in den Augen des Staats leider besch?digt.“
„Oh nein! Dann ist das nichts f?r mich!“, erkl?rte Stella.
„Und auch nicht f?r mich! Mein Bruder ist bei der Polizei und mein Vater ist Priester!“ Die Freundinnen brachen in Gel?chter aus.
Die Stimmung wurde mehr oder weniger freundschaftlich. Die M?dchen tranken guten Wein und plauderten ?ber die Details.
„Stella! Du kannst aufh?ren, so ein b?ses Gesicht zu machen! Lass uns nach Genf gehen!“
„Nein! Ich kann doch gar nicht tanzen! Schon gar nicht nackt! Wenn ich mir blo? vorstelle, wie ich mit runtergelassenem Slip auf einer B?hne stehe und alle M?nner starren mich an! Ich m?sste ihn wohl gleich ausziehen, weil ich sonst nichts habe, was einen Blick wert w?re!
Mein Zinnsoldatentanz w?rde bei den M?nnern wohl kaum auf Interesse sto?en. Vor allem, wenn der Zinnsoldat auch noch sturzbetrunken ist, weil er sich mit eine Liter Wodka Mut angetrunken hat. Das Publikum m?sste vor Angst erstarren, weil es f?rchtet, dass die besoffene Gestalt jemandem wie ein Klotz auf den Kopf fallen k?nnte.“
„Haha! Stella! Du kannst einen echt zum Lachen bringen! Ich habe noch nie so einen selbstkritischen Menschen wie dich getroffen!“
„Ich bin eben leider Realistin.“ Stella kratzte sich im Nacken und brach in Gel?chter aus.
Darja beobachtete verwirrt die beiden Freundinnen, die vor Lachen beinahe erstickten, und ?berlegte, wie sie am schnellsten diese Irrenanstalt mit zwei Verr?ckten verlassen k?nnte.
„Ich wei? selber schon nicht mehr, wohin ich gehen soll! Einen F?rsten w?rde ich auch gerne ficken!“, rief Natalja.
Darauf folgte wieder eine Gel?chterexplosion! Diesmal lachten alle drei.
„Fahr nach Genf! Deine Entscheidung ist gefallen. Stella? Hast du dich entschieden?“
„Ah ja, entschuldige bitte. Wir vergeuden deine Zeit mit unseren dummen Witzen.“
„Macht nichts. So was erlebe ich auch nicht jeden Tag. Ich habe Spa? mit euch, M?dchen.“
„Also, Stella!“, rief Natalja. „Das Tanzen bringe ich dir schon bei! Wenn es m?glich ist, hei?t das! Deine Titten sind gar nicht schlecht. Im Dunkeln w?rden sie super aussehen.“
Da beschloss Stella endg?ltig, mit diesem sexbesessenen Ungeheuer nirgendwohin zu gehen.
„Ich gehe nach Japan“, sagte Stella eiskalt, als sie den Vertrag zu Ende gelesen hatte. Sie fand sich sch?n. Auch ihre Br?ste. Aber sie wollte ihre Reize ganz sicher nicht jedem zeigen.