Оценить:
 Рейтинг: 0

Gaunerinnen

Год написания книги
2020
<< 1 ... 16 17 18 19 20 21 22 >>
На страницу:
20 из 22
Настройки чтения
Размер шрифта
Высота строк
Поля
„Ich kann nicht so schnell und pl?tzlich nach Genf. Das w?re f?r mich der Horror gewesen.“

Bis die Dokumente fertig waren, fickte Natalja die H?lfte der m?nnlichen Bev?lkerung Moskaus durch.

Stella kam mit ihr mit, lernte einen sympathischen Jungen kennen und zog mit ihm durch die Klubs oder von einer Party zur anderen. Natalja konnte zuerst kaum glauben, dass Stella nicht mehr so langweilig war und das Klugschei?en aufgegeben hatte. Im Gegenteil, sie gab mit einem Mal ordentlich Gas. Au?erdem lernte Stella Japanisch. Sie begann mit ein paar S?tzen, die eine Frau braucht. Ihre Schuhgr??e zum Beispiel, siebenunddrei?ig, hie? auf Japanisch „san ju nana“. Dazu kamen viele andere W?rter, bei denen es meistens um die Bestellung von Speisen und Getr?nken im Restaurants ging. Sie fand diese Sprache cool, wenn auch ein bisschen ulkig.

Natalja lernte Franz?sisch. Sie plauderte per Skype mit allen m?glichen Franzosen rund um den Globus in der Hoffnung, eine der schwierigsten Sprachen der Welt zu erlernen. Das wollte sie so schnell wie m?glich erledigen und kam dabei sehr gut voran. Natalja versprach jedem im Chat, gerade ihn bald in Frankreich zu besuchen. Nat?rlich freuten sich die M?nner auf diese Aussichten und ?bten mit der sch?nen Gaunerin stundenlang ihre Sprache. Wie immer lief alles unter ihrem Motto: Alle sind Schei?e, und ich bin K?nigin!

Die M?dchen nutzten ihre Zeit in der russischen Hauptstadt gut. Mehr als f?nfzehn Gesch?fte nach fast dem gleichen Schema f?delten sie ein. Aber die Ma?st?be in Moskau waren schon um einiges gr??er. Statt Wohnungen vermieteten sie ganze Arbeiterhostels. Kaum waren die Bewohner zur Arbeit gegangen, brachten sie neue Brigaden auf deren Pl?tze. Die Unterk?nfte wurden schnell bezogen, den Mietern legten sie gef?lschte Eigentumsdokumente vor. Gew?hnlich achteten die Leute nicht besonders auf die Echtheit des Notarsiegels oder Stempels. Es w?re aber hilfreich, den Menschen beizubringen, wie man solche Situationen vermeidet, in die sie meist durch ihren eigenen Leichtsinn geraten. Seit damals sind mehr als zw?lf Jahre vergangen. Inzwischen sind die Menschen vorsichtiger geworden. Es gibt nun ?berwachungssysteme, Kameras, kurzum, Fortschritt.

Der Tag des Abschieds r?ckte n?her. Stella sollte die Reise als erste antreten, weil ihr Platz fr?her reserviert war. Ihre Nerven wurden allm?hlich schw?cher. Sie war gereizt. Stella hatte den Eindruck, dass alles was sie tat, v?lliger Unsinn oder jedenfalls ein Fehler war. Au?erdem ihre Beziehung zu Nikita sie nicht zur Ruhe kommen. Den Mann, mit dem sie letzte Monate verbracht hatte, konnte sie nicht vergessen. Er war ein geb?rtiger Moskauer, h?flich, angenehm, still und ruhig. Er beeilte sich nie wirklich, erledigte aber trotzdem alles rechtzeitig. Zu Stella war er z?rtlich, umarmte sie, streichelte und k?sste ihre H?nde. Das M?dchen dachte, sie h?tte ihr Gl?ck und ihre Ruhe gefunden. Er war gro?, sogar sehr gro?, hatte dunkles Haar und braune Augen. Sie hatte sich ihr Gl?ck immer mit solchen braunen Augen vorgestellt. Einen leidenschaftlichen Liebhaber konnte man ihn kaum nennen, aber er war von z?rtlicher Ausdauer. In seinen Armen bekam sie am ganzen K?rper G?nsehaut vor Lust. Genau so nannte sie ihn in Gedanken: „meine G?nsehautliebe“.

Die Emotionen in dieser Beziehung konnte man nat?rlich nicht mit elektrischen Ladungen vergleichen, aber Nikita war doch keine schlechte Wahl.

Stella hatte ihn nicht ernst genommen. Sie liebte bewegliche Menschen und Sport. In ihrer Schulzeit hatte sie an verschiedenen Wettbewerben teilgenommen. und meistens gewonnen. Daf?r gab sie hundert Prozent, koste es, was es wolle. Sie hatte sich mit kr?ftigen, sportlichen Jungen getroffen, die einen starken Charakter hatten und Wort halten konnten. Stella sagte, sie m?ge echte M?nner, keine Schwuchteln. Nikita sah dagegen eher wie ein warmer Bruder als wie ein harter Mann aus. Ein Weichling mit d?nnen ?rmchen. Beim Sex mit ihm spielte Stella immer die erste Geige.

Stella verabschiedete sich von ihrem guten Nikita, der mit dem gekr?nkten Gesicht eines ungl?cklichen, verlorenen Kindes dastand. Sein Aussehen weckte Stellas m?tterliche Gef?hle. Sie brach in Tr?nen aus. Im Gegensatz zu ihm wusste sie sehr gut, dass es ihr letztes Treffen war.

Natalja sa? w?tend zu Hause und wartete auf Stella.

Sie war sauer auf ihre Freundin, weil diese ins Land der Zwerge reiste und sie im Stich lie?. Daf?r fand sie einfach keine Erkl?rung. Vieles ver?nderte sich in der Beziehung der M?dchen w?hrend dieser letzten Zeit. Natalja hatte sich an ihre „Schlange“ gew?hnt, und vielleicht liebte sie sie sogar ein wenig. Oder war es nur die gew?hnliche Angst, allein zur?ckzubleiben, die die arme Blonde qu?lte? Als Stella in die Wohnung kam, sah sie das besorgte Gesicht der Weggef?hrtin und konnte die Tr?nen nicht mehr zur?ckhalten. In dieser Minute tat es ihr leid, dass sie diese ?berst?rzte, unbesonnene, auf Emotionen und Ressentiments beruhende Entscheidung getroffen hatte. Der verdammte Job als Notarin und der gemeinsame Arbeitsalltag hatten sie beide restlos aufgefressen. Skandale und andere Probleme brachten sie dazu, den Schritt zu gehen, den sie vor drei Monaten gewagt hatten.

Aber heute! Heute ist alles anders! Ganz anders! Ich bin selber schuld! Mein verdammter Charakter! Ich konnte nicht nachgeben! Ich dachte, so w?re es besser! Sie hat mich verr?ckt gemacht mit ihren Zicken! Aber warum ist das nicht mehr wichtig? Alles ist vor meinen Augen anders geworden! In kurzer Zeit! Ich will in dieses verfluchte Genf! Schei? auf das Tanzen! Das kann ich lernen! Aber nein, jetzt ist nichts mehr daran zu ?ndern…

„Ich komme! Du wirst sehen!“

„Ich warte auf dich! Jetzt schon! Du bist noch gar nicht weg, du Schlange! Aber ich warte schon auf dich!“, rief das M?dchen durch ihre Tr?nen.

Sie gingen hinaus auf die Stra?e. Das Taxi war bereits da. Natalja knallte die T?r zu, als Stella im Wagen sa?. Sie versuchte die Lage zu entspannen, indem sie vor dem Autofenster eine ?ffin darstellte, die sich mit einem Finger stie?. Das sollte Sex mit Japanern bedeuten. Stella brach in ein heiseres Gel?chter aus, das durch die Tr?nen aus ihrer Seele brach. Diesen Moment behielten die beiden M?dchen f?r immer in Erinnerung.

Allm?hlich kam auch f?r Natalja die Zeit, sich auf die Abreise vorzubereiten. Sie lief im Galopp durch ganz Moskau, um sich so viele rosa und hellgr?ne Striptease-Kleider wie m?glich schneidern zu lassen. Sie kaufte Highheels, die so hoch waren, dass sie ihr mindestens zwanzig Zentimeter zus?tzliche K?rpergr??e einbrachten. Sie lie? ihre Haare verl?ngern, freilich ohne jeden Grund, besorgte sich verschiedene K?rpercremes mit Glitzer, weil sie meinte, sie h?tte Zellulitis an den Oberschenkeln, die aber nur f?r sie selbst sichtbar war. Sie nahm noch ein paar Stunden Pole-Dance-Unterricht, um ihre Professionalit?t zu ?berpr?fen. Sie lie? Begleitmusik f?r ihre Show aufnehmen. Sie erledigte alles, was sie vor der Abreise noch hatte tun wollen.

Sie vermisste Stella sehr. Die spitzz?ngigen Ratschl?ge und die Kritik der Freundin fehlten ihr. Sie telefonierten meistens nachts. Wenn Stella aufwachte, war in Japan schon heller Tag, aber in Moskau, wo sich Natalja befand, herrschte noch tiefe Nacht, etwa um drei Uhr morgens. Natalja schrie Stella an, weil sie sie immer aufweckte. Aber meistens hielt sich Natalja um diese Zeit in einem der Klubs der Stadt auf, wie immer, mit wei? Gott wem. Mit Vergn?gen plauderte sie mit ihrer Freundin ?ber alles. Die Gespr?che in angeheiterter Stimmung hatten den Effekt, dass ihre Freundschaft zu einer festen, unzerbrechlichen Verbindung wurde. Beide waren der Meinung, dass sie sich noch nie so pr?chtig verstanden h?tten wie jetzt. Stella erz?hlte, sie habe sich durch ihre neuen, unglaublichen Erlebnisse v?llig ver?ndert und die Angst vor der Tanzstange ?berwunden. Jetzt tanze sie im Klub in einer Show. Das sehe zwar noch eher wie ein Samurai-Tanz aus, als wie der weibliche Auftritt einer Geisha, aber sie gebe sich gro?e M?he. Und sie habe sogar gelernt, kopf?ber an der Tanzstange zu h?ngen. Innerhalb eines Monats habe sie ziemlich zugenommen. Alkohol und leckeres Essen h?tten noch niemanden zu einer vollkommenen K?rperform gebracht. Die Japaner l?den sie jeden Tag in verschiedene Lokale ein, wo vier Meter lange Tische voll mit Leckereien aus Fisch und Meeresfr?chten beladen seien. Gew?hnlich nehme ein Japaner eine ganze Gruppe von M?dchen mit. Anscheinend solle das seine Solidit?t unterstreichen. Im Klub arbeiteten ungef?hr zwanzig Personen. Acht von ihnen seien Rum?ninnen. Sie seien heruntergekommen und h?misch wie Zigeunerinnen. Sie hassten Russinnen und Ukrainerinnen, stritten und k?mpften um jeden Kunden.

Seltsamerweise h?re der Besitzer auf sie und glaube ihnen aufs Wort, als ob er von Voodoo-Puppen verhext w?re. Aber Stella m?sse zugeben, dass sie sehr sch?n und arbeitsam seien und gut tanzten.

Sex mit Kunden sei verboten. Viele M?dchen h?tten Verehrer au?erhalb des Klubs und lie?en sich von ihnen aushalten. Aber im Klub selbst d?rften sie nur trinken und tanzen, sonst nichts. Gleich nach ihrer Ankunft habe sie es, wenig ?berraschend, geschafft, sich mit dem reichsten Klubgast zu zerstreiten. Sie h?tte angeblich zu laut geredet. Seitdem lasse man sie nicht mehr mit ihm trinken, was zur Minderung ihres Lohns gef?hrt habe. Aber Stella saufe sich allein in der Klubk?che den Mut zum Pole Dance an.

„Braves M?dchen! Schei?e!“, dachte Natalja. „Stille Wasser sind tief…“

Die Schicht dauere von abends um acht bis vier Uhr morgens. Danach gehe sie schleunigst in die Bar und schie?e sich dort total ab. Entweder aus Langeweile und Kummer oder aus Freude, der Grund sei ihr selbst unklar.

An den Wochenenden gehe sie in eine Disco, wo Schwarze Breackdance tanzten. Ein Japaner beginne sie anzumachen. Der sch?ne, hochgewachsene Mann habe sie eingeladen, am Wochenende mit ihm Disneyland zu besuchen. Er hei?e Jamoguchi. Natalja fiel fast um, als sie diesen Namen h?rte.

„'Ich bin m?chtig'? Ernsthaft? Ahahahaha!“

Stella wusste, wie man die Leute zum Lachen bringt. Es war auch interessant, etwas ?ber die M?nnerprostitution und den Alkoholkonsum zu erfahren. Stella erz?hlte, wie M?nner bei Frauen an der Bar um einen Drink bettelten und versuchten, sie auf verschiedene Art und Weise zu belustigen. Sie tanzten, sangen, machten akrobatische Kunstst?cke, zog die Aufmerksamkeit der Frauen auf sich, so gut sie konnten, um auf deren Kosten zu trinken. Dabei lie?e sich seltsamerweise nicht gleich erkennen, ob es Japaner waren oder Philippiner.

Die Geschichten ?ber die kleinen Japaner machten Natalja derart Spa?, dass sie mit Ungeduld auf jeden Anruf ihrer Freundin wartete. Alles Neue und Unbekannte lockte sie.

Als sie nach langen Gespr?chen in die Disco zur?ckkam, konnte sie sich oft nicht mehr daran erinnern, mit wem zusammen sie gekommen war. Einmal ging Natalja noch fast n?chtern auf einen Mann im blauen Hemd zu, mit dem sie glaubte, den Abend angenehm verbringen zu k?nnen, und begann ihn zu umarmen, ohne sein ?berraschtes Gesicht zu bemerken. Da tauchte vor ihr ein anderer Typ mit einem ebenso blauen Hemd, fragendem Blick und geballten F?usten auf und fragte:

„Mit wem bist du denn hierhergekommen?“

Die kuriose Situation endete damit, dass sie, auch als der zweite Mann im blauen Hemd vor ihr stand, diese Frage nicht klar und ad?quat beantworten konnte. Frech betrachtete sie die Gesichter der beiden und versuchte, darin bekannte Z?ge zu erkennen.

Das Warten auf den Vertrag war eine Qual f?r Natalja. Sie wurde des Herumsitzens in den Bars bald ?berdr?ssig. Die bl?den Arschl?cher, die sie dort traf, waren nach ein paar Flaschen sowieso alle gleich. Deshalb beschloss Natalja, in Erwartung eines Wunders, selbst Stella anzurufen und sie nach den neuesten Ereignissen in ihrem Leben zu fragen.

„Moschi, Moschi!“ So meldet man sich in Japan am Telefon.

„Hall?chen, meine S??e! Was machst du gerade?“

„Ich saufe, vor lauter Sehnsucht nach dir.“

„Klasse, ich auch.“

„Na, erz?hl mir von deiner Arbeit. Was machst du da alles? Ich brauche schmutzige Details!“

„Es gibt leider keine!“

„Ah so! Also, leider sagst du, trotz allem?“

„Ich w?rde gerne mal die Sau rauslassen, wenn du das meinst! Aber hier ist tote Hose!“

„Ich bin so traurig ohne dich! Alle kommen mir so einerlei und uninteressant vor.“

„Glaub mir, in der Ukraine sind die Typen top! Hier in Japan sind sie alle gleich. Ich komme auf die Arbeit, gehe in die Umkleide, schminke mich und mache Frisur. Das Haar muss sch?n frisiert sein, so steht es im Vertrag. Um punkt zwanzig Uhr muss ich mit allen anderen an einem gro?en Tisch in der Mitte des Klubs sitzen und auf Kunden warten. Wenn der erste Kunde erscheint, stehen alle M?dchen auf und gr??en:

„Konbanwa.“ – Guten Abend auf Japanisch. Der Japaner geht langsam weiter, schaut sich die M?dchen an und nimmt im Saal Platz. In diesem Moment beginnt das Showprogramm mit dem Blumenverkauf.

Erinnerst du dich, wie Darja uns davon erz?hlt hat?“

„Ja, vage. Und was weiter?“

„Nachdem der Gast sich hingesetzt hat, f?hrt eine Mitarbeiterin des Klubs, sie werden Hostess genannt, die M?dchen zu seinem Tisch. Der w?hlt aus, oder l?dt sie alle ein, sich zu ihm zu setzen. Bei einem Japaner k?nnen mehrere M?dchen sitzen, wenn er bereit ist, f?r sie alle Getr?nke zu bestellen, die gerade nicht billig sind. Die Auswahl an Drinks ist nicht gro?. Saft, Pflaumenwein oder Rum mit Cola. Alle Getr?nke werden dem Kunden zum gleichen Preis angeboten. Aber nach meiner Ankunft wurde der Rum von der Karte gestrichen. Sie haben dort noch nie gesehen, dass ein M?dchen so viel trinkt.“

„Ahahaha, bald machen sie das auch mit dem Wein! Dann bleibt dir nur noch der Saft.“

„Ich? Saft? Dann m?sste ich mir eine Flasche mitbringen, unter meiner Kleidung versteckt.“

„Erz?hl weiter! Es ist so interessant!“

„Dann sitzt er so stolz da, als ob sein Schwanz l?nger w?re als f?nf Zentimeter, umgeben von M?dchen, und schaut sich die Show an. Die M?dchen wechseln sich immer wieder ab, je nach dem, wer gerade mit dem Tanzen an der Reihe ist. Das wird dann alles am Tisch besprochen, begleitet von Witzen, wer welche Titten hat oder welcher Tanz besser war. Komisch sind sie schon, offen gesagt. Unsere Kerle oder die Russen h?tten gleich alle begrabscht. Aber die Japaner sitzen blo? rum, bewegen sich kaum und rei?en Witze ?ber Sex, den sie wohl nur aus B?chern kennen.“

„Unsere M?nner sind die besten! Auch wenn sie gerissene Mistkerle sind! Aber unsere Mistkerle! Apropos, ich habe einen neuen Freund!“

„Erschreck mich nicht, Natalja! Wer ist er?“

„Er hei?t Ljonja. Und nach Genf will ich nicht mehr.“

<< 1 ... 16 17 18 19 20 21 22 >>
На страницу:
20 из 22