Оценить:
 Рейтинг: 0

Кавказ и Чечня – обозрение европейских ученых. Kaukasus und Tschetschenien. Ein Überblick der europäischen Wissenschaftler

<< 1 2 3 4 5 6
На страницу:
6 из 6
Настройки чтения
Размер шрифта
Высота строк
Поля

Die folgenden Angaben enthalten das wesentlichste aus einigen hier?ber erfolgten Ver?ffentlichungen, teils von geb?rtigen Tschetschenen, wie Laudajew, teils von geb?rtigen Tschetschenen, wie Laudajew, teils von im Tschetschenengebiet t?tig gewesenen russischen Beamten wie Ippolitow und Popow. (Lit. Verz. 24, 33. 47).

In diesem zweiten Abschnitt der tschetschenischen Geschichte handelt es sich vor allem um die Ausbreitung ?ber das von ihnen heute eingenommene Gebiet. Hierbei lassen sich drei Phasen unterscheiden.

Als Ausgangspunkt melden die ?berlieferungen mit gro?er ?bereinstimmung den Ort (vielleicht ist es auch als Gauname aufzufassen) Naschach oder Naschache, also denselben Boden bezeichnet wird. Ein Dorf Naschache existiert heute noch und zwar im ?stlichen Teile des Gaues Galantschotsch oder Akki. Au?erdem ist das Wort noch erhalten im Namen des Kalkgebirgsmassivs Naschacho-lam, der den Gau nach N gegen das niedere Waldgebirge abschlie?t. Zu den ?stlichen Siedlungen geh?rt auch Maisti. Beide Orte erfreuten sich noch lange gro?en Ansehes unter den Tschetschenen; besonders in strittigen Fragen des Adats, des Gewohnheitsrechtes, sollen die weisen Alten dieser Orte als letzte Instanz gegolten haben. Als ?lteste Gaue werden ferner genannt Childecheroi, Tschanti (Gegend von Itum-Kale). Recht fr?h scheinen auch die Gebiete von Scharoi, Schatoi und Tschaberloi eingenommen worden zu sein.

In gr??erem Abstande scheint dann erst die zweite Phase der Ausbreitung eingesetzt zu haben, die nach dem niedrigen Waldgebirge gerichtet war, vor allem ostw?rts nach Itschkerien und Auch. Die Gr?ndung der D?rfer in Itschkerien, als deren ?lteste Ersenoi, Agaschpatoi, Zontoroi genannt werden, soll nach den Ermittlungen Popows vor 600, 800 oder gar 1000 Jahren erfolgt sein, Zeitangaben, die naturgem?? h?cht unsicher sind. Es w?rde das ungef?hr mit der Bl?tezeit des georgischen Reiches unter der K?nigin Tamara (im 12. Jahrhundert) zusammenfallen. Vielleicht ist die Machtentfaltung der Georgier nach allen Seiten mit ein Anla? gewesen zur Wanderung der Tschetschenen nach O. Da? der georgische Eibflu? sich damals auch auf den Nordhang des Kaukasus erstreckte, ist durch die Kirchenruine Tzchaba-Erdi unweit der tschetschenischen Grenze in Inguschen erwiesen, die im georgischen Stil des. 9. Jahrhunderts gehalten ist (Genaue Beschreibung bei Vsevolod Miller, Lit. Verz. 29), u. a. auch noch durch eine Inschrift in georgischen Buchstaben an einem alten Totenhause in einem Seitentale der Assa in Inguschien, die von Prof. Jakowlew gefunden wurde. (Lit. Verz. 19, S. 20). Der Gau Auch ist dabei ausschlie?lich von Leuten aus Akki (Galantschotsch) besiedelt worden; die Auch-Leute nennen sich selbst auch heute noch Akki.

Nach der ?berlieferung sollen auch die Inguschen und die Karabulaken vom Zentrum Naschache aus in ihre heutigen Sitze gelangt sein.

Damit war die Besiedlung des tschetschenischen Berggebietes vollendet. Erst in weitem Abstande folgte die dritte und letzte Phase der Ausbreitung, n?mlich die Besiedelung der Ebene. Sie begann etwa um den Anfang des 18. Jahrhunderts. Zur freiwilligen Besiedlung trat nach Beendigung der kaukasischen Kriege noch die unruhigen Tschetschenen hier besser beobachten konnte, als es in den Bergen m?glich war. Auch heute dauert die Auswanderung nach der Ebene noch an, auch jetzt veranla?t und gef?rdert durch die Regierung. Es handelt sich um die reichen L?ndereien, die den sowjetfeindlichen Kosakenstanizen l?ngs der Ssunscha geh?rt hatten und nach deren Vernichtung den Gebirglern zur Verfpgung gestellt wurden. Man will damit dem empfindlichen Mangel an brauchbarem Ackerland in den h?heren Bergen steuern. Ebenso verf?hrt man jetzt in den anderen autonomen Republilken, besonders in der daghestanischen.

Die Ausbreitung der Tschetschenen hat die Ssunscha-Ebene schon hinter sich gelassen. Eine Reihe von Aulen befindet sich schon jenseits der niedrigen H?henz?ge l?ngs des Terek. Ebenso gibt es einige auf daghestanischem Gebiet in der Kum?ken-Ebene, deren Bewohner sich 1917/18 durch Vernichtung der dortigen bl?henden deutschen Kolonistend?rfer einen traurigen Ruhm erworben haben.

Nun darf nat?rlich nicht angenommen werden, da? die Ausbreitung der Tschetschenen zu dem heutigen Volksk?rper ganz aus einiger Kraft erfolgt w?re, sondern es steht fest, da? sie dabei im Laufe der Zeit viele fremde Bestandteile in sich aufgenommen haben. Es wird dies wiederum durch die Familien?berlieferungen best?tigt. Sehr stark sind dabei georgische Volkselemente beteiligt gewesen, d. h. solche der Berggeorgier und unter diesen werden besonders die Tuschen erw?hnt. Deren Einflu? ist stark sp?rbar im Scharo-Argun-Gebiet, aber auch weiter abw?rts, z. B. im Gebiet von Schatoi. Mir war dort ein Mann durch seine ausgepr?gt georgische Physiognomie aufgefallen. Es erwies sich auch, da? seine Familie tats?chlich georgischen Ursprungs, aber l?ngst tschetschenisiert war. Andere Familien wieder sind daghestanischen Ursprungs, auch kum?kischen, persischen u. a. Eine Familie will sogar firengischer, d. h. westeurop?ischer, eine andere wieder griechischer Abstammung sein.

Als Grund f?r das h?ufige Einstr?men fremder Elemente in den tschetschenischen Volksk?per wird gew?hnlich angegeben, da? dieselben bei den Tschetschenen, die stets ein demokratisches Volk ohne st?ndische Gliederung gewesen seien – sie unterscheiden sich noch heute, d. h. bis zur Revolution, darin von den anderen kaukasischen Bergv?lkern —, vor der Bedr?ckng durch eigene oder fremde Gewalthaber Zuflucht gesucht h?tten. Es werden vermutlich auch solche darunter gewesen sein, die sich der Strafe f?r irgend welche Vergehen entziehen wollten.

Man wird vor allem auch annehmen m?ssen, da? die Tschetschenen bei ihrem Vordringen nach O in ein z. T. wenigstens schon besiedeltes Gebiet kamen. Vielleicht wohnten schon daghestanische St?mme dort. Laudajew erw?hnt jedenfalls ausdr?cklich (S. 11 u. 12), da? das Land awarischen Chanen geh?rt h?tte, von deren Zinsherrschaft die Tschetschenen sich erst im Laufe der Zeit freigemacht h?tten, zumal die Aucher. Auch heute noch wohnt der awarische Stamm der Salauter am Nordlang der Andischen Kette; jedoch nur in einem etwa 30 km breiten Streifen westlich des Ssulak; westlich des Aktasch wohnen nur Tschetschenen.

Die Volkszahl der Tschetschenen d?rfte also fr?her viel geringer gewesen sein als heute, und damit auch ihre politische Bedeutung.

In der Ssunscha-Ebene wohnten vor den Tschetschenen auch schon Russen. Semenow schreibt ausdr?cklich S. 206: «Aus vielen Anzeichen geht zweifelsfrei hervor, da? seit der Mitte des 16. Jahrhunderts auf tschetschenischem Gebiete auch orthodoxe Russen siedelten». Als dieselben, wohl aus Sicherheitsgr?nden, sich hinter den Terek zur?ckzogen, folgten die Tschetschenen nach. Eine Vermischung mit ihnen erfolgte jedenfalls nicht.

Beim Vordringen in die Ebene hatten die Tschetschenen Reibereien mit den Kalm?ken, teilweise auch – im W – mit den Kabardinern. Von einer Verschmelzung mit jenen istnichts verlautet. Rein mongolische Merkmale habe ich z. B. unter den Tschetschenen nicht beobachtet.

Die Kurgane schreiben sie einem Volke Ani zu, das einst in der Ebene gewohnt haben soll. Der Name des Feldes Ani-irsau s?dwestlich Urus-Martan erinnert daran. (G. A. Wertepow, Lit. Verz. 41, S. 11—21).

W?hrend bischer nur die Rede von der Aufnahme fremder Volksbestandteiledurch die Tschetschenen war, so sei hier auch ein Fall erw?hnt, in dem sie ihrerseits in Nachbarv?lkern aufgegangen sind. So wurde mir die interessante Tatsache erz?hlt, da? ein betr?chtlicher Teil der Bewohner der Stanize Tscherwljonaja am Terek von Tschetschenen des Itschkerischen Dorfes Guni abstamme, die jetzt aber vollkommen russifiziert und echte Kosaken geworden w?ren. Diese Tatsache beweist aufs neue, wie nachhaltig der Einflu? der Kaukasusv?lker auf die Kosaken gewesen ist, nicht nur in Lebensweise, Kleidung und allgemeiner Geistesrichtung, sondern auch durch Blutmischung. Die erw?hnten Tschetschenen sollen einst zu den Kosaken gefl?chtet sein, um der Bekehrung zum Islam zu entgehen.

4567

Hierzu sei noch bemerkt, da? die Einteilung der Ausbreitungsgeschichte der Tschetschennen in drei Perioden von mir stammt. In den erw?hnten Ver?ffentlichungen ist sie aber ohne weiteres gegeben und auch in Anbetracht der vorhandenen Zeitngaben erscheint sie mir berechtigt und vor allem geeignet, einen besseren ?berblick ?ber die Entwicklung zu bieten.

Entscheidend f?r die Geschicke des tschetschenischen Volkes wird dann die Bekehrung zum Islam, die im 18. Jahrhundert vom Daghestan aus begann, wo er schon im 8. Jahrhundert durch die Araber hingebracht worden war, wenn auch die v?llige Islamisierung, besonders des Nordwestens, sicher erst viel sp?ter abgeschlossen war. Die Tschetschenen gerieten dadurch auch unter den Einflu? des M?ridismus, im besonderen Schamils, der ihre v?llige Bekehrung dann durchf?hrte. Teils freiwillig, teils gezwungen durch die Despotie Schamils, nahmen sie an den erbitterten K?mpfen gegen die Russen teil, die um die Mitte des vorigen Jahrhunders mit ihrer Unterwerfung endeten. Eine starke mohammedanische Bewegung ging noch einmal nach dem Zusammenbruch des Zarenreiches durch das Land, als, wie schon erw?hnt, der Tschetschene Dischninski das Nordkaukasische Emirat gr?ndete, in dem ich selbst t?tig war. Emir war ein Aware Usun-Hadschi, ein wie ein Heiliger verehrter Greis; Dischninski nannte sich pomp?s Gro?wesir. Man wollte die Zeit des in den Bergen unvergessen Schamil wieder erneuern und k?mpfte gegen die Kosaken. Die Sowjets beseitigten dieses Emirat bald wieder, ermordeten den ihnen infolge seiner Begabung unbequemen Dischninski und errichteten 1923 das Autonome Gebiet der Tschetschenen.

D) Anthropologische Beobachtungen

Das tschetschenische Volk ist rassisch genau so wenig einheitlich wie irgend ein anderes. Ebenso aber wie bei den meisten V?lkern ein bestimmter Typ herausgebildet wird, der als die charakteristische k?rperliche Erscheinungsform empfunden wird, so auch bei den Tschetschenen. Und zwar z?hlt dieser unstreitig zur vorderasiatischen Rasse. Die Tschetschenen machen darin keine Ausnahme von den ?brigen kaukasischen V?lkern, deren anthropologischer Grundstock ebenfalls von dieser Rasse gebildet wird. Deren Merkmale sind bekannt. Es handelt sich also um mittel- bis gro?w?chsige kr?ftige Menschen mit kurzem, steilem Kopf, starker Adlernase und gew?hnlich dunklem Haar und Augen.

Man mu? jedoch auch innerhalb der hellen nordwesteurop?ischen Rasse z. B. schon getan hat. Innerhalb der mir n?her bekannten V?lker mit vorderasiatischer Rassengrundlage – den Nordarmeniern, Ostgeorgiern mit Pschawen und Chewsuren, aserbeidschaner Tataren, einer Reihe daghestanischer V?lker, Inguschen und in geringerem Ma?e Kum?ken und Osseten – habe ich jedenfalls sehr deutlich unterschiedene Schl?ge dieser Rassen geglaubt feststellen zu k?nnen.

Um den tschetschenischen Vorderasiaten zu kennzeichnen, m?chte ich mich zun?chst negativ ausdr?cken. Sein Profil hat nicht die ?bertriebene vorderasiatische Form, wie sie etwa bei den Armeniern so h?ufig beobachtet werden kann. Ein derartiges Profil, etwa wie das des von v. Luschan aufgenommenen Armeniers, um ein bekanntes, in viele rassenkundliche B?cher ?bergegangenes Bild zum Vergleich heranzuziehen, kommt bei den Tschetschenen ?berhaupt nicht vor. Freilich ist es auch nach meinen Beobachtungen unter den Armeniern durchaus eine Seltenheit. Der von mir aufgenommene Tschetschene, Abb. 5 und 6 rechts, d?rfte innerhalb seines Volkes wohl das Extrem an vorderasiatischer Gesichtsbildung darstellen. Den tschetschenischen Normaltypus zeigt etwa Abb. 7. Es ist also ein durchaus gemildertes vorderasiatisches Profil mit zwar gro?er, doch m??ig geschwungener und nicht fleischiger Nase und mit leidlich gebildetem Kinn, letzteres besonders im Gegensatz zu Abb. 5, auf der, wie allgemein bei ausgesprochen vorderasiatischen Profilen, das Kinn weiter zur?cktritt und flacher ausgebildet ist, als es unserem Sch?nheitssinne entspricht. Das Profil Abb. 7 wirkt nicht auff?llig, sondern ausgeglichen und gef?llt durch seinen Schwung und k?hnen gro?en Schnitt. Auch der rechts sitzende Mann auf Abb. 8 ist ein guter Vertreter hierf?r. Sein Gesicht wird man ohne Einschr?nkung als m?nnlich sch?n bezeichnen k?nnen. Die Gesichter sind durchaus h?ufig, die an das Raubvogelhafte des vorderasiatischen Typs kaum noch erinnern, sondern eine fast gerade und schmale Nase haben und bei denen nur der kurze, steile Sch?del des vorderasiatische Erbe andeutet. Diese ebenm??igen Gesichter sind es, die den alten Ruhm kaukasischer Sch?nheit begr?ndet und seiner Zeit wohl auch Blumenbach u. a. veranla?t haben, seinen Begriff der kaukasischen Rasse aufzustellen. Man hat fr?her, besonders zur Zeit der kaukasischen Kriege, als Bodenstedt im Kaukasus weilte, die Kaukasusv?lker zu sehr idealisiert, insbesondere ihre k?rperliche Sch?nheit vielleicht ?ber Geb?hr ger?hmt. Sp?ter ist man in den umgekehrten Fehler einer allzu n?chterne Betrachtungsweise verfallen. Irref?hrend wirken hierbei oft Ver?ffentlichungen anthropologischer Aufnahmen, bei danen naturgem?? gern extreme Typen ausgew?hlt werden. Das gilt z. B. von dem in G?nthers Rassenkunde ver?ffentlichen Bilde eines Imeretiners aus Kutais, das wohl einen der h??lichsten M?nner darstellt, die in dieser Stadt zu finden waren. Demgegen?ber mu? wieder einmal betont werden, da? die Kaukasusv?lker und unter ihnen besonders die Nordkaukasier an k?rperlicher Sch?nheit ihre Nachbarv?lker auf jeden Fall ?bertreffen. Man braucht sich nur einmal von Rostow her dem Kaukasus zu n?hern und man wird beobachten k?nnen, wie sich auf den Stationen die reinen Kaukasiergesichter mit ihren gro?en und geraden Z?gen aus der Masse der unklareren russischen Physiognomien herausheben.

Was den K?rperbau anbelangt, so fand ich bei Armeniern, Ostgeorgien, Chewsuren und Daghestanern in der Hauptsache mittelgro?e, kr?ftige Gestalten, oft weniger schlank als untersetzt, auf keinen Fall gro?w?chsig; stellenweise ist der Menschenschlang ausgesprochen klein, wie in manchen Gebieten Daghestans, z. B. Kasikumuch, Gumbet. Ihnen gegen?ber fallen die Tschetschenen entschieden durch h?heren Wuchs auf. Man braucht nur einmal vom letzten Chewsurendorf Schatil nach dem Kistendorf Dscharego zu wandern und man staunt gerazedu ?ber den pl?tzlichen anthropologischen Wechsel: bei den Chewsuren robuste, breite Gestalten, bei den Kisten hochgewachsene, schlanke, ja elegante Erscheinungen. Diese Beobachtung wird mir best?tigt durch die Berichte Radde’s. (Lit. Verz. 36).

Denselben Unterschied konstatierte ich zwischen Itschkerien einerseits und Andiern und Awaren, besonders Gumbetern, andererseits.

Die Schlankheit wirkt manchmal direkt ?bertrieben, so da? man von gertenschlank sprechen kann. In anderen Gegenden w?rden derartige Gestalten vielleicht als schw?chlich bezeichnet werden; mit Unrecht, denn die Schultern sind gew?hnlich breit, schmal sind nur die H?ften. Der K?rper erh?lt dadurch einen ungemein biegsamen, elastischen, manchmal etwas l?ssigen Zug. Sehr unterstrichen wird diese Linie noch durch die in der Ebene ziemlich allgemein getragene Tscherkesska. (Abb. 9). In den Bergen wird es weniger erkennbar, weil dort gew?hnlich der schwere Schafpelz die Glieder verh?llt, ausgenommen M?lchisti, so wieder die Tscherkesska vorherrscht.

Fettleibigkeit, die ich bei Armeniern und Ostgeorgiern sowohl bei M?nnern als auch bei Frauern oft beobachtete, besonders in vorger?ckteren Lebensjahren, fehlt so gut wie ganz; Straffheit und Magerkeit herrschen vor.

Gro?gewachsen erscheinen die Tschetschenen vielleicht nur ihren Nachbarv?lkern gegen?ber; das Durchschnittsma? erreicht kaum das des Norddeutschen. Gr??en ?ber 1,85 m habe ich mit Sicherheit nur zweimal beobachten k?nnen. Der eine war ein Kiste aus M?lchisti, der andere, der gr??te Tschetschene ?berhaupt, war der schon erw?hnte Gro?wesir des einstigen Emirats, Dischninski. Dieser Umstand trug ?brigens nicht wenig dazu bei, sein Ansehen unter den einfachen Gebirglern zu festigen. Er war auch gleichzeitig eine durchaus aristokratische Erscheinung, die alle Vorz?ge der Rasse in sich vereinigte, freilich auch die Fehler.

Im vorstehenden wurde die Rassengrundlage des tschetschenischen Volkes als vorderasiatisch bezeichnet, man k?nnte sie aber auch mit demselben Recht dinarisch nennen. Dinarische Menschen habe ich auf Wanderungen in K?rnten und Steiermark und unter serbischen Kriegsgefangenen in gr??erer Zahl beobachten k?nnen und wenn ich sie vergleiche mit dem vorherrschenden Menschenschlag bei den Tschetschenen, so finde ich keinen wesentlichen Unterschied, der dazu berechtigen w?rde, im Gegensatz zu ersteren hier von einer besonderen vorderasiatischen Rasse zu sprechen. F?r Armenier und manche Daghestaner mag dies berechtigt sein, doch auch nur in dem Sinne, da? die kennzeichnenden Merkmale der dinarischen Rasse hier noch ?bertriebener ausgefallen sind; der Kopf wird leicht zum ausgesprochen Spitzkopf, die Nase unsch?n gro?; der Wuchs stellenweise etwas kleiner. Bei den Tschetschenen ist das eben im all gemein nicht der Fall, ebenso wenig bei Inguschen und Osseten und auch nicht, nach der landl?ufigen Vorstellung, bei den Tscherkessen. In diesem einschr?nkenden Sinne spreche ich also bei den Tschetschenen von vorderasiatischer Rasse.

Die Sonderstellung des vorderasiatischen Tschetschenen wird noch erwiesen durch die Farben von Haar, Auge und Haut. Menschen mit rein schwarzen Haaren, ganz dunklen Augen, die bei Armeniern und auch stellenweise bei Georgiern vorherrschen, sind unter den Tschetschenen nicht allzu h?ufig, sofern sie beide Merkmale in sich vereinigen. Man kann nur von einem Typ sprechen, der im Gesamteindruck dunkel erscheint. Am ehesten ist noch das Kopfhaar dunkel, auch schwarz, die Augen dagegen braun oder von einer Farbe, die sich schlecht genau bestimmen l??t. Man kann sie vielleicht als ein helles Braun, das einen Stich ins gr?nliche auff?llt, das ist die starke Verbreitung von Blonden und Hell?ugigen, haupts?chlich der letzteren. Welcher Helligkeitsgrad nun gerade vorherrscht, l??t sich mit Sicherheit nicht sagen; man sieht sowohl graue und graugr?nliche Augen als auch rein blaue, himmelblaue Augen, wie sie in Norddeutschland nicht reiner sein k?nnen.

Etwas seltener als helle Augen trifft man helles Kopfhaar an. Es liegen hier aber sehr starke Nachdunkelungserscheinungen vor. Bei Kindern sieht man es n?mlich wesentlich h?ufiger als bei Erwachsenen und von dunkelhaarigen Erwachsenen versicherten mir verschiedene, in der Jugend blond gewesen zu sein. Aufgefallen ist mir bei M?nnern allgemein das fr?he Ergrauern; bei Drei?igj?hrigen war es in der Regel schon deutlich zu erkennen. Sicher ist daf?r auch das st?ndige Tragen der schweren Lammefellm?tze verantwortlich zu machen. Auch kahlk?pfige M?nner sieht man nicht gar so selten. Sch?delstudien werden durch diese Sitte nat?rlich sehr erschwert und man mu? schon bei den Leuten ?bernachten, um blo?e K?pfe sehen zu k?nnen; im Freien sieht man barh?uptige Menschen, ganz gleich ob Mann, Frau oder Kind, niemals.

Der Farbwert des Blond entspricht vielleicht weniger dem fahlen Blond der Ostrasse als vielmehr dem der Nordrasse und hat Neigung zum Goldblond, wenn ich es auch in reiner Auspr?gung nicht beobachtet habe. Auch ausgesprochen rothaarige Individuen habe ich mehrfach gesehen; ihre Augenfarbe war ein ganz helles Braun.

H?ufiger als blondes Kopfhaar sind blonde B?rte zu sehen, wobei mir ein braunroter Ton aufgefallen ist, auch bei M?nnern mit dunklem Haar und braunen Augen. Der Bartwuchs ist sch?n voll und grade, und es wird auch eine gewisse Sorgfalt darauf verwandt. Auch wallende Barbarossa-B?rte kann man antreffen, wobei zu bemerken ist, da? die Verwendung von Hennah nicht ?blich ist. Die Mehrzahl der M?nner gestattet sich ?brigens nur einen Schnurrbart.

Die Haut des blonden Tschetschenen ist zart und fein, wundervoll der Teint zuweilen bei jungen M?dchen. Bei M?nnern ist das Gesicht von Wind und Wetter ger?tet, nicht gebr?unt, ein Umstand, der besonders f?r die nordische Rasse kennzeichnend ist. Der Leib aber hat wei?e Hautfarbe im besten Sinne. Ich konnte das einmal in M?lchisti beobachten. Eine Anzahl von Kisten war damit besch?ftigt, Holz den Argun hinunter zu fl??en, d. h. lose St?mme, die sie, selbst im Wasser stehend, mit langen Stangen in den nervigen F?usten zwischen den gischtumspr?chten Felsbl?ken hindurchbugsierten. Obwohl sie v?llig unbekleidet waren, genierten Kolonne. Die waldigen H?nge, der rauschende Bergstrom und die unverh?llten Reckengestallen der Fl??er boten damals eine Szenerie von seltener Romantik, die mir st?ndig in Erinnerung geblieben ist, grade weil ihr ein ausgesprochen nordischer Zug nicht fehlte. Dergleichen g?nstige Gelegenheiten haben sich mir im ?brigen mohammedanischen Kaukasus nicht wieder geboten; eine starke Pr?derie hindert hier die M?nner, sich unbekleidet zu zeigen. Umgekehrt ist ihnen auch der Anblick des wenn auch nur teilweise entbl??ten K?rpers eines anderen unangenehm; ich mu?te das mehrfach konstatieren, als ich im Winter 1919/20 einen Monat lang schwer krank in einem Hause in Botlich (Andisches Daghestan) lag; ich konnte damals keinen der M?nner dazu bewegen, mir irgendwie behilflich zu sein und sowie ich Anstalten machte, mich einmal zu erheben, verlie? alles trotz meines Gegenredens fluchtartig das Gemach. Ich glaube nicht, da? das auf irgendwelchen Aberglauben, etwa Furcht vor vor Ansteckung, zur?ckzuf?hren war.


Вы ознакомились с фрагментом книги.
Приобретайте полный текст книги у нашего партнера:
<< 1 2 3 4 5 6
На страницу:
6 из 6