Es ist hier nur die Rede vom inneren Daghestan mit den vier Koissu-Fl?ssen; au?er Betracht bleibt das ganze Gebirgsland zwischen diesem Koissu-Daghestan und dem Kaspischen Meere, also das Schach-dagh- und Dibrarsystem, da es f?r das hier n?her zu behandelnde Gebiet keine Bedeutung besitzt.
Der Gebirgszung, bei dem diese bedeutungsvolle SW-NO Richtung am auff?lligsten in Erscheinung tritt, ist gleichzeitig ein Teil jenes schon erw?hnten Grenzwalls, der den Daghestan rings gegen die Au?enwelt abschie?t. Auf ihm verl?uft die Wasserscheide zwischen dem flu?gebiet des Sulak und dem des Terek; auf ihm zieht auch die politische Grenze entlang, wie schon eingangs erw?hnt wurde. Sein Au?enhang liegt ganz im Bereich der Tschetschnja; er ist der hervorstechendste Zug in der Orographie ihres ?stlichen Teils.
Die Folgerungen daraus ergeben sich nunmehr von selbst. In der Tschetschnja treffen die beiden gro?en Einheiten, des kaukasischen Gebirgsbaues aufeinander, das Kettengef?ge des zentralen Kaukasus und der quer dazu liegende daghestanische Block. Der westliche Teil ist im zentralkaukasischen, der ?stliche im daghestanischen Sinne beeinflu?t. Man kann somit die Tschetschnja als ?bergangsgebiet zwischen dem Nordhang des zentralen und des ?stlichen Kaukasus bezeichnen.
Ebenso wie das Gebirge l??t sich auch Ziskaukasien oder, wie die Russen sagen, der Nordkaukasus in drei Hauptteile zerlegen. Es sind dies das Kubangebiet im W, in der Mitte die Stawropoler H?hen und im O die Niederung des Terek und der Kuma.
Das ?stliche Drittel Ziskaukasiens, mit dem wir es hier allein zu tun haben, zerf?llt in zwei klar von einander geschiedene Teile. Der n?rdliche Teil, die weite, zwischen Terek und Kuma sich breitende Nogaier-Steppe, kann hier, wo es sich im wesentlichen nur um Feststellung der orographischen Beziehungen handelt, au?er Betracht bleiben, da solche zum Tschetschenengebiet nicht vorhanden sind. Auch mit dem ?brigen Gebirge steht sie nicht in Zusammnhang; kein Bergwasser durchrauscht sie; Kuma und Terek bilden nur die Grenzen der ?den, teilweise w?stenhaften Steppen.
Anders das sich s?dlich anschlie?ende Gebiet, die dem Gebirgsfu? unmittelbar vorgelagerte Niederung. Ich nenne sie die obere Terekniederung, wobei ich jedoch auch die Niederung seines sehr selbst?ndigen gr??ten Nebenflusses, der Ssunscha, mit einbegreife, der den Terek erst zu Beginn seines Unterlaufes erreicht. Diese Niederung wird von zahllosen Bergwassern durchstr?mt; sie ist geradezu ihr Werk, insofern als sie aus z. T. mehrere hundert Meter m?chtigen Schottermassen besteht, unter denen die in die Tiefe gehenden kaukasischen Falten begraben lieden. Diese Falten tauchen jedoch in einiger Entfernung vom Gebirgsfu? pl?tzlich wieder empor und zwar in zwei langgezogenen parallelen Bodenw?llen von etwa 200 – 300 m relativer H?he. Man bezeichnet sie als das Terek-Ssunscha-Gebirge. Doch steht es auch oberfl?chlich mit dem Hauptgebirge noch in Verbindung. Der n?rdliche Zug h?ngt im O mit ihm etwa da zusammen, wo der Daghestan am weitesten nach N vorst??t; im W wird er durch die Fluren der Kabarda von ihm getrennt. Der s?dliche wiederum h?ngt mit seinem Ostfl?gel sozusagen in der Luft; unvermittelt bricht er in der Ssunscha-Ebene ab; auf seinen letzten H?geln ragen die Bohrt?rme der neuen Grosnyer Erd?lfelder in die H?he. Im W dagegen findet er den Anschlu? zur Hauptkette, kurz nachdem er vom Terek durchbrochen wird, ?hnlich wie im O sich die Ssunscha durch den n?rdlichen ihren Weg bahnt. Die Falten des Terek-Gebirges sind nach neueren Untersuchungen nach N ?berkippt; auf St?rungen deutet u. a. die starke Therment?tigkeit an seinem Nordrande, z. B. n?rdlich von Grosny.
Zwischen diesen beiden H?gelk?mmen und dem Hauptgebirge breitet sich die obere Terek-Niederung. In einem weiten Bogen dringt sie in das Gebirge ein, am tiefsten bei Wladikawkas, und verleiht damit dem zentralen Kaukasus die eigent?mlich enggeschn?rte Gestalt, so da? die Breite des Gebirges hier auf 120 km zusammenschrumpft, w?hrend sie im Elbrusgebiet 180 km und im Daghestan nicht viel weniger betr?gt. Die Ziffer von 180 km hat jedoch auch f?r den zentralen Kaukasus ihre Bedeutung; sie w?rde n?mlich der Entfernung vom S?dfu? des Gebirges bis zum Nordrand der beiden H?gelk?mme entsprechen, was gewi? mehr als blo?er Zufall ist.
Die zum Bogen der oberen Terek-Niederung geh?rende Sehne wird also ungef?hr durch den n?rdlichen der beiden H?gelk?mme gebildet oder, wenn man will, durch den Mittellauf des Terek, der hier in streng kaukasischer Richtung am Nordhang des daghestanischen Erhebungsrichtung SW-NO, nach NO abbiegt.
Man darf mithin die obere Terek-Niederung bei einer Betrachtung des kaukasischen Gebirgsbaues nicht au?er Acht lassen. Man kann sie sowohl als innerhalb, wie als au?erhalb des Gebirges liegend ansehen. F?r ersteres spricht in interessanter Weise eine anthropogeographische Tatsache, insofern n?mlich, als sie noch von den eigentlichen Kaukasusv?lkern besiedelt wird, n?mlich den Kabardinern, Inguschen und Tschetschenen, w?hrend jenseits der beiden H?gelz?ge das turko-tatarische Steppenvolk der Nogaier und die zur selben V?lkergruppe z?hlenden Kum?ken sich ausbreiten. In sich besteht die obere Terek-Niederung aus drei voneinander getrennten Gebieten, n?mlich der Kabarda und dem Kessel von Wladikawkas, der von jener durch den s?dlichen der beiden H?gelk?mme getrennt wird. Durch einen Vorsprung der Schwarzen Berge wird der Wladikawkaser Kessel vom dritten Teil geschieden, der Ssunscha-Ebene, die f?r sich ebenfalls wieder bogenf?rmig ins Gebirge eindringt. Die Ssunscha-Ebene nun bildet das Gebiet, dessen Stellung es in diesem Kapitel zu kennzeichnen galt, n?mlich den ebenen Teil des Tschetschenengebietes.
Diese kurze Skizzierung der Lage des Tschetschenengebietes im Kaukasus mag f?r den Rahmen der vorliegenden Arbeit gen?gen.
III. Landeskundlicher ?berblick ?ber das Tschetschenengebiet
a) Oberfl?chengestalt
Die Aufz?hlung der verschiedenen Ketten, wie sie f?r den Nordhang, des zentralen Kaukasus ?blich ist und auch im vorigen Kapitel gebracht wurde, k?nnte die Vorstellung erwecken, da? wir hier parallel dem Hauptkamme eine Reihe von Ketten antreffen, von denen eine immer niedriger wird als die andere, bis sie schlie?lich in der Ebene verklingen. Im Osten ist dies ganz bestimmt nicht der Fall, vor allem nicht im Daghestan, aber auch nicht im Tschetschenengebiet. So sind hier z. B. die beiden K?mme, die zwischen dem Hochgebirge und den niedrigen Schwarzen Bergen liegen, einander an H?he gleich, ja stellenweise ?berragt sogar der n?rdliche den s?dlichen. Am ehesten geeignet, einen raschen ?berblick ?ber die Orographie des Gebietes zu verschaffen, ist eine Einteilung nach den verschiedenen H?henstufen, die sehr scharf ausgepr?gt sind und das Auge des Bergwanderers zu dieser Einteilung geradezu zwingen. Es sind ihrer drei zu unterscheiden. I. Die Stufe der terti?ren Vorberge oder «Schwarzen Berge» mit etwa 800—1000 m H?he. Darauf nach S folgend 2. Die Stufe des Kalkgebirges der Kreide und des oberen Jura von 2000 m ab mit Gipfelh?nen bis zu 3000 m. Zu dieser H?henstufe geh?rt noch ein Teil des Schiefer- und Sandsteingebirges des mittleren und unteren Jura. 3. Das Hochgebirge der alten dunklen Schiefer von etwa 3000 m ab bis 4500 m.
Betrachten wir zun?chst die terti?ren Vorberge. Aus der Ssunscha-Ebene, die am Gebirgsfu? etwa 300 m noch liegt, steigen ihre sanftwelligen H?hen empor, nach den dichten Buchenw?ldern, mit denen sie einst bedeckt waren, «Schwarze Berge» genannt. Die O-W streichenden Falten sind durch die zur Ssunscha eilenden Fl?sse und B?che in einzelne Kuppen und S-N ziehende R?cken aufgel?st, von denen einige 1200 m erreichen. Bemerkenswert ist in diesem Gebiet die gewaltige eiszeitliche Schotterverh?llung, die, von den Flu?terrassen abgesehen, ausgedehnte tischglatte Ausfsch?ttungsebenen zwischen den H?henz?gen gebildet hat, die bis zu 30 qkm Fl?chenraum einnehmen k?nnen. Sie bestehen ausschlie?lich aus Kalkger?ll und werden durch die Flu?terrassen wie durch schmale B?nder mit den Schottern der Ssunscha-Ebene verbunden. Die Breite der Schwarzen Berge verringert sich um so mehr, je tiefer die Ssunscha-Ebene in das Gebirge eindringt. So betr?gt sie am Argunlauf und westlich von ihm nur etwa 15 km, w?hrend sie im O des Gebietes auf das doppelte anw?chst.
V?llig unvermittelt erhebt sich aus den Schwarzen Bergen die zweite H?henstufe des Kalkgebirges, bei dem selbst die Pa?h?hen kaum unter 2000 m herabreichen (von den Durchbruchst?lern nat?rlich abgesehen). Viel undeutlicher ist die s?dliche Begrenzung dieser H?henstufe; der Anstieg zum Hochgebirge erfolgt allm?hlich. Im allgemein beginnt das Hochgebirge erst s?dlich der beiden Argun-Oberl?ufe. Der Tschanti-Argun bildet die Grenze zwischen beiden H?henstufen jedoch nur bis zur Einm?ndung des Chotscharoi-Baches (von rechts), der Scharo-Argun bis zu der der Kiri-Baches (von rechts). Unterhalb dieser Punkte greift die H?henstufe des Kalkgebirges bei beiden Flu?l?ufen auf das rechte Ufer ?ber.
Die Breite dieser Stufe betr?gt im Tschetschenengebiet 25—30 km. Viel breiter wird sie im Daghestan.
Senkrecht zur Gebirgsachse gemessen, h?lt sich n?mlich in der Linie von Chunsach das Gebirge in einer Tiefe von etwa 60 km ungef?hr in der H?he von 2000 m und dar?ber (Chunsach selbst nur 1800 m). Diese Feststellung wird hier besonders erleichtert durch die ausgebehnten, f?r den Daghestan charakteristischen Plateaulandschaften, z. B. der von Chunsach. Hand in Hand mit dieser Verbreiterung geht auch eine solche des Bereichs der verschiedenen geologischen Formationen. Der Nordhang des Daghestan scheint sich eben zum Ausgleich f?r den fehlenden S?dhang um so breiter entfaltet zu haben. Er st??t ja auch, auf die Gebirgsachse bezogen, viel weiter nach N vor als im ?brigen Kaukasus, wobei der Nordrand seines Kalkgebirges, n?mlich die Andische Kette, wesentlich h?her aufragt als dessen Mitte, ebenso, wie er auch die benachbarten tschetschenischen Kalkberge ?berragt. Man kann das seitlich schon von der Bahn beobachten, wenn man sich von W kommend Grosny n?hert. W?hrend das niedrigere tschetschenische Kalkgebirge die Waldgrenze stellenweise nur unwesentlich ?bersteigt, winken von O, besonders im Abendschein, die j?hen Steilabst?rze des 3040 m hohen Buzrach her?ber, die mit ihren hellen Farben einen wirkungsvollen Kontrast zum Gr?n der W?lder am Fu?e bieten. Der Abfall der Andischen Kette macht hier geradezu den Eindruck einer Landstufe, so besonders am Zobolgo (2910 m) und von ihm aus noch etwa 15 km weiter nach O. Den Fu? dieser Landstufe, deren Schichten nach meinen Beobachtungen nach SO einfallen, benagen die weit verzweigten Quellfl?sse des Akssai.
Anders die Nordseite der Andischen Kette weiter ?stlich im Salatau-Gebiet, das schon zur Republik Daghestan geh?rt. Die Schichten fallen hier leicht nach N ein, wie ich es beim Durchwandern des wahrhaft grandiosen Ssulak-Canons gut beobachten konnte; daher erfolgt dort der Anstieg von N her allm?hlich. Ganz flach ist der Au?enhang der Andischen Kette besonders jenseits des Ssulak in Richtung Temir-Chan-Schura.
Die f?r den Daghestan bezeichnenden Plateaubildungen fehlen im Tschetschenengebiet, wenn sich auch auf den H?hen des Kalkgebirges stellenweise ziemlich ausgedehnte ebene Fl?chen vorfinden. Das Gesichtsfeld beherrschen vielmehr zwei ausgesprochene Ketten, besonders im W. Die n?rdliche, deren Nordrand durchweg leicht verkarstet ist, wird in ihrer Westh?lfte durch Quert?ler in mehrere Massive aufgel?st. Freilich sind diese T?ler infolge ihrer canonartigen Ausbildung eher verkehrshindernd als —f?rdernd, z. B. das der Gechi, wenn nicht wie im Tschanti-Argun-Tal, eine k?nstliche Stra?e angelegt ist. ?stlich des Scharo-Argun bildet sie einen zusammenh?ngenden R?cken, der in seiner weiteren Fortsetzung in der Andischen Kette bis zum Kaspischen Meere hin nur noch einmal im Ssulak-Canon durchbrochen wird.
Etwa 15 km weiter nach S folgt, parallel ziehend, die ungef?hr gleich hohe zweite Kette dieser H?henstufe. Dazwischen liegt eine ziemlich flache Mulde, in die sich ebenfalls noch tiefe Schluchten eingegraben haben. Diese zweite Kette bildet die unmittelbare Fortsetzung des hohen Zori-lam Inguschiens[5 - Russ.: «Ingu?ija». Dies ist die vom Inguschen-Institut in Wladikawkas neueingef?hrte Bezeichnung. Bis dahin bediente man sich gew?hnlich des georgischen Wortes «ingu?eti», d. i. Ingeschenland, russ.: «ingu?etija», Inguschetien.]), erniedrigt sich etwas im westlichen Tschechenengebiet, erreicht im Rindschikort, hart am Durchbruch des Scharo-Argun, wieder 3000 m und st??t weiterhin als Indoi-lam mit der Andischen Kette zusammen. Sie bildet die Nordumrandung des Tschanti-Argun-Oberlaufes und wird nur von den beiden Argunl?ufen durchbrochen. Im Gegensatz zu der n?rdlichen Kette ist sie in ihrer Gesteinsbeschaffenheit nicht einheitlich. W?hrend sie im W haupts?chlich wohl aus m?rben feinbl?ttrigen Schiefern und Sandsteinen besteht, herrscht im O, besonders im Rindschi-kort, wieder Kalk vor. Dementsprechend haben auch die Berge verschiedene Formen. Dort in der n?rdlichen Kette die schroffen, hellen, dolomitischen Bauten z. B. des Gilla-kort und Naschacho-lam mit ihrem harten Nebeneinander von horizontalen und vertikalen Linien, hier die weicheren, offenen Formen des dunklen Schiefergebirges.
Der Anstieg zum Hochgebirge des Baschl-lam erfolgt von der eben geschilderten H?henstufe aus allm?hlich, nicht mit dem pl?tzlichen Ruck, mit dem sich die Nordfront des Kalkgebirges aus den tertia?ren Vorbergen erhebt. Den Anstieg vermitteln die zahlreichen, im rechten Winkel vom Hochgebirge ausstrahlenden, gratartig zugesch?rften Querrippen, zwischen denen die Gletscherb?che zu den beiden L?ngst?lern des Tschanti- und Scharo-Argun-Oberlaufes herabbrausen. Die Kette des Basch-lam zweigt am gro?en Borbalo vom wesentlich niedrigeren wasserscheidenden Hauptkamme ab, schwenkt am Tebulos ebenfalls in die allgemein-kaukasische Richtung WNW-OSO um und bildet als hohe Mauer vom etwa 45 km L?nge die S?dgrenze des Tschechenengebietes. Auf daghestanischem Gebiete findet sie ihre Fortsetzung in der fast ebensohohen Bogos-Gruppe, wird von ihr jedoch durch den tiefen Spalt getrennt, den der Andische Koissu eingegraben hat. Andererseits aber geht sie von ihrem Ostpfeiler, dem 4190 m hohen Diklos-mta, unmittelbar in die scharf nach NO vorsto?ende Andische Kette ?ber, die bis zum Auftreffen auf den schon erw?hnten „-O ziehenden Indoi-lam ?ber 3000 m bleibt.
Durch den ziemlich tiefen Sattel, ?ber den aus dem Childecheroi-Tale (zum Tschanti-Argun) der zur Not auch im Winter gangbare Pa? Jukerigo (3000 m) nach Tuschetien f?hrt, wird vom Basch-lam der im allgemeinen noch zu ihm gerechnete Stock des Tebulos-mta abgetrennt, der mit 4507 m die h?chste Erhebung des Kaukasus ?stlich der Georgischen Heerstra?e darstellt und von den Eingeborenen immer noch f?runerstiegen, ?berhaupt unersteigbar gehalten wird, ebenso wie die ?brigen Gipfel des Basch-lam. Auch der Name Tebulos-mta ist bei den Tschetschenen, insbesondere ihrem unmittelbar n?rdlich davon im Maisti-Tale wohnenden Stamme der Kisten, unbekannt; mir wurde von ihnen der Name Dakko-kort angegeben. Weiter im N wird er von den dort wohnenden Russen auch als Maisti-Berg bezeichnet. Ebenso hat auch der h?chste Berg des Basch-lam, Komito (4272 m), bei den Tschetschenen eine eigene Bezeichnung, n?mlich Datach-kort.
Der erw?hnte Pa? Jukerigo ist ?brigens nur f?r die Childecheroi-Leute benutzbar und f?r den s?dlich des Basch-lam wohnenden georgischen Stamm der Tuschen, die ?ber ihn ihre Schafe nach den Winterweiden am Terek treiben. Der hohe und schroffe Childecheroi-R?cken, der bis hart an die Schneegrenze aufsteigt, hindert die Bev?lkerung des Scharo-Argun-Tales an seiner Benutzung. Dieselben m?ssen, wenn sie nach Tuschetien wollen, den viel h?heren, ?ber Gletscher f?hrenden Katschu-Pa? (3550 m) ?berschreiten, der aber nur wenige Monate gangbar ist. Eine georgische Truppe, der ich im Jahre 1919 angeh?rte, mu?te ihn allerdings noch Anfang November ?berschreiten; freilich w?re ihr das Wagnis bald zum Verh?ngnis geworden. Andere ?berschreitbare Einschartungen weist der Basch-lam nicht auf.
Die Schneegrenze liegt etwa bei 3500 m, die Gletscherenden bei 2800 m; die eiszeitlichen reichten 1000 m tiefer herab, was an ausgepr?gten Trogt?lern noch erkennbar ist. Die Tr?ge gehen in steile Kerbt?ler ?ber, denen beim Austritt aus dem Hochgebirge im niederen Schiefergebiet sehr breitsohlige Talweitungen folgen, die beim Eintritt in das Kalkgebirge ihrerseits wieder durch typische Canons ababgelost werden.
Der Anblick, den der Basch-lam von N bietet, besonders vom Pa? Itum-Kale-Scharoi, kann ohne ?bertreibung als gro?artig bezeichnet werden. Drei durch un?bersteigliche Eismauern verbundene Gipfel, die noch weit in die nordkaukasische Ebene hinaus gr??en, sind seine Wahrzeichen. Sie sind von einander grundverschieden und doch jeder charaktervoll gestaltet: der elegante, schlanke, blendend wei?e Kegel des Datach-kort im W, die von S nach N ansteigenden und ungemein steil abfallenden Grate und Spitzen des Donos-mta in der Mitte und der massige breite Klotz des Diklos-mta im O, dessen breite Flanken ausgedehnte Firnfelder tragen, auf denen die abendlichen Sonnenstrahlen einen rechten Haltepunkt finden.
b) Gew?sser
Der einzige Flu?, der das tschetschenische Hochgebirge entw?ssert, ist der Argeun oder vielmehr seine beiden Arme Tschanti- und Scharo-Argun. Der Tschanti-Argun entw?ssert vom Hochgebirge das Chotscharoi- und Childecheroi-Gebiet, den Tebulosstock und die Strecke des teilweise schon von Chewsuren bewohnten Hauptkammes bis zum Wega-lam, der Grenze gegen Inguschien, der Scharo-Argun den Basch-lam. Im Kalkgebirge nehmen beide nur noch unbedeutende B?che auf. Es sind ?brigens zwei durchaus selbst?ndige Flu?l?ufe gebildet sind. Der Winkel, mit dem sie aus dem L?ngsoberlauf im Schiefergebirge in den das Kalkgebirge quer durchbrechenden Mittellauf ?bergehen, ist ungef?hr der gleiche; verschieden ist nur die Richtung. Der ganze Laufwinkel des Scharo-Argun ist um etwa 50 Grad nach W auf den Tschanti-Argun zu abgedreht, so da? schlie?lich beim Austritt auf die Ebene die Vereinigung erfolgt. Diese Abdrehung geschieht unter dem offenbaren Einflu? der Andischen Kette, deren Wichtigkeit in physiogeographischer und, wie sich noch zeigen wird, in anthropogeographischer Hinsicht nicht leicht ?bersch?tzt werden kann. Auch die Flu?l?ufe spiegeln eben die Tatsache wieder, da? der tschetschenische Westen im zentralkaukasischen Sinne, der Osten im daghestanischen Sinne beein?t ist.
Auch die ?brigen kleineren Fl?sse des Tschetschenengebietes folgen im allgemein entweder der einen oder der anderen Richtung; die westlichen der Tschanti-, die ?stlichen der Scharo-Richtung, wenigstens innerhalb der Berge und soweit sie der Ssunscha zustr?men. Letztere selbst kommt aus Inguschien unweit Wladikawkas und zieht als Sammler am Nordrand der Ebene zum Terek.
Der kr?ftigere Tschanti-Argun hat sein Bett wesentlich tiefer eingegraben als der Scharo-Argun und treibt sein Einzugsgebiet offenbar immer weiter gegen diesen vor, so da? die Wasserscheide schon viel n?her am Scharo- als am Tschanti-Argun liegt. Besonders deutlich wird das auf der flachen Wasserscheide ?stlich Schatoi. Vielleicht wird hier einmal der st?rkere den schw?cheren zu sich her?ber holen.
Selbst?ndig sind die Fl?sse, die ?stlich des Katschkalyk-H?henzuges, der die Ssunscha-Ebene im O begrenzt und das ?stliche Glied der Terek-Ssunscha-H?hen darstellt, mit welchem sie sich wieder an den Kaukasus anschlie?en, auf die hier schon gr??tenteils von Kum?ken bewohnte Ebene hinaustreten. Sie erreichen weder das Meer, noch Terek oder Ssulak, sondern enden in S?mpfen.
Alle tschetschenischen Flusse, mit Ausnahme der Argune, k?nnen zur Zeit des Niedrigwassers, also im Herbst und Winter, durchwatet werden, im Fr?hling und Sommer sind sie dagegen bei der allgemeinen Br?ckenlosigkeit gro?e Verkehrshindernisse.
c) Klima
Wie in allen Gebirgen, so bestehen auch im tschetschenischen Kaukasus gro?e klimatische Unterschiede zwischen dem Au?enrand und den inneren Gebirgslandschaften, die sich vor allem in den Feuchtigkeitsverh?ltnissen kundtun. Der Au?enrand bezw. die terti?ren Vorberge und die Nordfront des Kalkgebirges erhalten starke Niederschl?ge, im Inneren dagegen fallen geringere Niederschl?ge und besonders in den tiefen T?lern herrscht gradezu Trockenheit, ja D?rre. Typisch f?r das erstere Gebiet sind die Niederschlagsverh?ltnisse der Station Wedeno in Itschkerien (730 m. ?. d. M.) An Ort und Stelle wurde mir f?r das Beobachtungsjahr 1926/27 ein Betrag von 955 mm angegeben. Der russische Forstmann Markowitsch (Lit. Verz. 27) gibt dagegen die mittlere Niederschlagsmenge f?r f?nf Beobachtungsjahre (Jahreszahlen nicht angegeben, vermutlich aus den 90er Jahren) mit 845 mm an. Es darf jedoch ohne Weiteres angenommen werden, da? an dem dicht bewaldeten Anstieg zum Kalkgebirge, etwa in 1300 bis 1500 m H?he, die Niederschl?ge noch reichlicher ausfallen. Wesentlich weniger Niederschl?ge werden in Schatoi (560 m) gemessen, n?mlich 675 mm f?r 1926/27. Schatoi liegt zwar schon im Kalkgebirge, doch gestattet hier augenscheinlich die ?ffnung des Arguntales den Wolken den Eintritt in das Berginnere. F?r die ?brigen Gegenden des tschetschenischen Kalk- und niederen Schiefergebirges m?ssen niedrigere Ziffern in Ansatz gebracht werden. Da tschetschenische Stationen f?r dieses Gebiet leider nicht existieren, so mu? ich zum Vergleich Stationen aus dem nordwestlichen Daghestan heranziehen. Nur mu? dabei ber?cksichtigt werden, da? es dort noch trockener ist als im Tschetschenengebiet, aus zwei Gr?nden: erstens liegt es schon weiter nach O, also weiter vom feuchtigkeitspendenden Schwarzen Meere weg und zweitens erreicht hier die Nordumrandung, wie im vorangehenden gezeigt, gr??ere H?hen und ist au?erdem nicht durch Flu?t?ler unterbrochen. Ferner schlie?t die Andische Kette den Daghestan nicht blo? gegen N ab, sondern auch gegen W und im O h?lt sie etwaige vom Kaspischen Meere kommende Wolken fern. In Frage kommen die Stationen Tloch (582 m) und Botlich (700 m), beide tief im Tal des Andischen Koissu gelegen, mit 459 und 418 mm Regenmenge. Auf den Hochplateaus, die im Daghestan durchschnittlich 1200 m ?ber den sie begrenzenden Schluchten liegen, fallen etwas mehr Niederschl?ge, so auf dem Plateau von Chunsach (1700 m) 588 mm. (Zahlen nach Dobrynin: Lit. Verz. 11). Mit der angegebenen Einschr?nkung wird man diese daghestanischen Daten auch als ungef?hren Anhaltspunkt f?r die Beurteilung der Niederschlagsverh?ltnisse in den entsprechenden Gegenden der inneren tschetschenischen Berge betrachten d?rfen, so besonders f?r Tschaberloi, Itum-Kale, Scharoi und Galantschotsch. Die Niederschl?ge fallen ganz ?berwiegend im Sp?tfr?hling und Sommer, der Herbst ist wundervoll trocken und die sch?nste Jahreszeit dieser Gegenden, besonders auch f?r den Reisenden.
Der j?hrliche Gang der Temperatur zeigt gem??igte Kontinentalit?t, die nur um ein geringes gr??er ist als etwa im deutschen Nordosten. Auch die Temperaturziffern sind in 800 m H?he nicht wesentlich von denen Nordostdeutschlands verschieden. Zu bemerken ist, da? die Sommertemperatur in den inneren T?lern h?her ist als am Nordrande des Gebirges: Wedeno: Jan. – 3, 8; Aug. 19, 8 (nach Markowitsch). Botlich dagegen Jan. – 3, 8; Juli 21, 4.
Infolge der gr??enen Trockenheit ist der Aufenthalt im Inneren der Berge viel angenehmer als in den Vorbergen. Die dichten Buchenw?lder des Nordhanges sind eigentlich immer feucht und selbst im Oktober fand ich den Boden noch derart morastig, da? das Wandern keine Freude war, obwohl seit Wochen kein Regen gefallen, die sich nur deswegen hatten dorthin versetzen lassen, um das trockene und gesunde Klima genie?en zu k?nnen, und die daf?r alle Unzul?nglichkeiten in kultureller Beziehung gern in Kauf nahmen. Neben ihren vielen, vielen anderen Projekten plant die tschetschenische Regierung hier auch die Errichtung von Gesundheitsstationen f?r Schwinds?chtige. Und wenn im Winter in den Vorbergen eine hohe Schneedecke Berg und Tal ?berzieht und ein unangenehm kalter Nebel die Stimmung raubt, dann strahlt in den ineren Bergen die Sonne vom blauen Himmel und h?lt die nach S gerichteten H?nge meist schneefrei, sofern ?berhaupt gr??ere Schneemassen fallen. Selbst betr?chtliche K?ltegrade lassen sich leicht ertragen und die Bewohner sitzen wintertags genau so im Freien auf den flachen D?chern wie in der warmen Jahreszeit.
Begreiflicherweise ist es auch in der Ssunscha-Ebene erheblich trockener als in den Vorbergen. Immerhin fallen in Grozny noch gegen 500 mm; doch nehmen die Niederschl?ge mit wachsender Entfernung vom Gebirge rapide ab, so da? am W-O Lauf des Terek, der die Nordgrenze des Tschetschenen-Gebietes bildet, nur noch 382 mm gemessen werden (Stanize Schelkosawodskaja), hier also schon das Klima der nordw?rts endlos sich breitenden ?den Nogaiersteppe herrscht. Hier ist auch die j?hrliche Temperaturschwankung wesentlich gr??er als in den Bergen, hervorgerufen vor allem durch die gr??ere Sommerhitze: Jan. – 3; Juli 24, 5 (nach Dobrynin, Lit. Verz. Nr. 11). Grosny: Februar – 3, 6 (?); August 24,4 (128 m ?. d. M.) (Nach Radde: Lit. Verz. 35, S. 28).
d) Pflanzendecke
Wie schon mehrfach erw?hnt, tragen die Vorberge und der Nordhang des Kalkgebirges ein dichtes Waldkleid, das haupts?chlich aus Buchen besteht, daneben auch aus Ulmen, Eschen, Linden, Ahorn u. a. Auch die Haselnu? ist weit verbreitet. Nadelwald fehlt vollkommen. Freilich hat sich das Bild in den vergangenen 100 Jahren sehr ung?nstig ver?ndert. Auf weiten Gebieten sind die alten sch?nen W?lder verschwunden. In voller Urspr?nglichkeit halten sie sich nur noch am Nordhang des Kalkgebirges und auch hier nur an schlecht erreichbaren Stellen, da allerdings in teilweise wirklich herzerhebender Pracht. Die Kuppen der Vorberge tragen nur noch einen jammervoll verhackten Buschwald oder sind schon ganz kahl und unter dem Pfluge. Den Ansto? zur allm?hlichen Entwaldung gaben die kaukasischen Kriege. Um die Unterwerfung der Tschetschenen durchf?hren zu k?nnen, insbesondere um vor ?berf?llen sicher zu sein, schlugen die Russen kilometerbreite Schneisen kreuz und quer durch die ber?chtigten Itschkerischen W?lder, in denen sie sich ?fters schwere Schlappen hatten holen m?ssen. Der Rest verringerte sich unter dem Eigenbedarf der Bev?lkerung in entsprechend gesteigertem Ma?e. In den letzten Jahrzehnten wirkte sich wohl besonders unheilvoll der sich st?ndig steigernde Holzbedarf des emporbl?henden Grosny aus. Es existiert dort ein besonderer Holzmarkt, zu dem allw?chentlich viele Hunderte tschetschenischer Arben[6 - Einheimischer zweir?driger Karren.]) gr?nes, unreifes Holz heranschleppen. Und ?ber die Gesch?ftspraxis der sogenannten Waldh?ter erz?hlt man sich allerlei nicht gerade r?hmenswertes. So sterben eben die tschetschenischen W?lder, wenn nicht bald rigorose Schutzma?nahmen ergriffen werden.
Die obere Waldgrenze liegt ungef?hr bei 1800 m, die H?hen des Kalk- und Schiefergebirges sind daher waldfrei. Kahl sind aber auch die tiefen T?ler. Auch hier waren fr?her W?lder, wie ich von alten Leuten erfahren konnte, und ihr Verschwinden ist ausschlie?lich der Hand des Menschen zuzuschreiben. Etwas weiter dringt der Wald im Fortanga-Gebiet nach S vor, auch an den Oberl?ufen des Scharo- und Tschanti-Argun befinden sich W?lder, jedoch meist nur an den nach N exponierten H?ngen. Hier findet sich auch Nadelwald und zwar ausschlie?lich aus Kiefern fand ich auch an wenigen Stellen im andischen Daghestan. Im h?heren Gebirge tritt auch die Birke auf.
Die H?hen sind mit Almen bedeckt, die sehr frisch und kr?ftig werden k?nnen. Im ?bergangsgebiet sieht man h?ufig Rhododendrengeb?sch. Die obere Grenze der zusammenh?ngenden Grasfl?chen fand ich im Basch-lam ungef?hr bei 3000 m. (?ber die Verh?ltnisse in der Ssunscha-Ebene s. S. 17 f.).
e) Landschafts- und Gaugliederung
Die physiogeographische Beschreibung des Tschetschenengebietes hat bereits die Grundz?ge seiner landschaftlichen Gliederung erkennen lassen. Diese einzelnen Landschaften unterscheiden sich auch recht wesentlich in anthropogeographischer Beziehung vineinander, bilden z. T. Gebiete mit kultureller Sonderstellung, so da? ich sie lieber als Gaue bezeichnen m?chte. Ich gebe hier eine ?bersicht ?ber die tschetschenische Gaugliederung mit kurzer Charakteristik der einzelnen Gaue, soweit sie nicht schon gebracht wurde.
Der Name Itschkerien wurde bereits erw?hnt. Man fa?t darunter das Gebiet der terti?ren Vorberge und des bewaldeten Nordhanges ?stlich des Tschanti-Argun, das besonders durch die zwischen die niedrigen R?cken eingelagerten Schotterebenen und breiten Flu?terrassen gekennzeichnet ist. Ihnen verdankt es auch seinen Namen. Itschkerien ist n?mlich ein Wort kum?kischen d. h. t?rkischen Ursprungs. «Ici Jeri» hei?t w?rtlich «das Land da drinnen», d. h. zwischen den Bergen, das Land, das selbst innerhalb der Berge noch bequem als Ackerland benutzt werden kann. (Laudajew, Lit. Verz. 24). So sind auch hier gerade die wohlhabendsten D?rfer entstanden, wie Itschkerien ?berhaupt das weitaus entwickeltste Gebiet der tschetschenischen Berge darstellt. Auf einer derartigen Ebene liegt auch der Hauptort des Gebietes, das gleichzeitig auch einen besonderen politischen Verwaltungsbezirk bildet, Wedeno. Es ist lange nicht der bedeutendste Ort des Tschetschenengebietes, aber der bekannteste, und das dank der kaukasischen Kriege. Schamil, der daghestanische Freiheitsk?mpfer, dem ja auch die Tschetschenen teils freiwillig, teils unfreiwillig anhingen, hatte hier sein befestiges Lager, das von den Russen gest?rmt werden mu?te, die dann ihrerseits zur besseren Beherrschung des Gaues weitr?umige Festungswerke und Kasernements schufen. Derartige alte Russenfestungen finden sich auch noch an anderen Stellen des Landes; sie fallen stets auf durch die M?chtigkeit ihrer Anlage. Ferner war Wedeno auch einmal die Hauptstadt der Tschetschenen w?hrend ihres kurzen Selbst?ndigkeitstraumes, als ein in seiner Art genialer Tschetschene 1919 hier das sogenannte Nordkaukasische von denen benutzt, die dem Staub und der Hitze Grosnys entgehen wollen; eine Anzahl von Datschen (Sommerh?usern) dient diesem Zweck.
Abgesehen von den Stra?en- und Haufend?rfern, die man auf diesen Ebenen antrifft, herrscht im ?brigen Itschkerien vielfach Einzelsiedlung. Es sind durchweg schmucke, saubere H?user mit wei? oder bunt get?nchten Mauern und leuchtenden roten Ziegeld?chern, die einen ungemein freundlichen, friedlichen Anblick bieten, wie ?berhaupt die ganze Landschaft Itschkeriens den Zug der Anmut und erquickenden Frische in sich tr?gt.
Die Ostgrenze Itschkeriens verl?uft ungef?hr auf der Wasserscheide zwischen dem Einzugsgebiet der Ssunscha und dem selbst?ndigen in der Kum?ken-Ebene endigenden Flusse Akssai. Das Gebiet von hier nach O bis zur daghestanischen Grenze, also das Gebiet der Fl?sse Akssai, Jamanssu und Jarykssu, tr?gt den Namen Auch. ?u?erlich gleicht es Itschkerien; seine besondere Stellung verdankt der Gau seinen Bewohnern, die bei den ?brigen Tschetschenen und ihren daghestanischen Nachbarn in schlechtem Rufe stehen wegen ihrer Unzuverl?ssigkeit und Neigung zu R?ubereien, eine Meinung, die ich nur best?tigen kann, da ich hier einmal t?tlich angegriffen wurde. Es war das einzige Mal, solange ich ?berhaupt unter Tschetschenen mich aufgehalten habe.
Der Itschkerien entspreche Teil der Schwarzen Berge westlich des Argun tr?gt keinen besonderen Namen, hat auch lange nicht die Bedeutung wie dieses, da er von dichten W?ldern bedeckt und nur sp?rlich besiedelt ist. Es fehlen die weiten Schotterebenen, au?erdem ist der Streifen der Vorberge viel schmaler, da das hohe Kalkgebirge hier sehr dicht an die Ebene herantritt.
Folgt man der Stra?e, die von der Ebene aus das Tschanti-Argun-Tal aufw?rts f?hrt und hat man die z. T. sehr enge Schlucht durchmessen, in der der Argun den vorderen Kalkgebirgzug durchs?gt, so ?ffnet sich der Ausblick auf den weiten Talkessel von Schatoi, die tiefste Stelle der Mulde, die sich zwischen dem ersten und zweiten Kamm des Kalkgebirges erstreckt. Eine H?ufung von Ortschaften erfolgt hier und weiter hinauf an den W?nden des Kessels, deren Mittelpunkt der gro?e Ort Schatoi ist. Es ist der wichtigste Ort der tschetschenischen Berge, wenn man von Itschkerien absieht, und bildet auch geographisch ihren Mittelpunkt. Abgesehen von seiner Eigenschaft als Verwaltungszentrum dient auch Schatoi, mehr noch als Wedeno, als Sommerfrische f?r Grosny, mit dem es im Sommer durch einen Autobus Verbindung aufrechterh?lt. Von hier aus dringt auch russisches oder schlechthin modernes Wesen am st?rksten in die Berge ein. Alle Einwohner verstehen Russisch, was sonst eine gro?e Seltenheit ist. W?hrend in den inneren Bergen nur die flachdachigen H?user oder gar die alten Turmbauten anzutreffen sind, herrscht in Schatoi und den Nachbard?rfern durchaus das ziegelgedeckte Satteldachhaus. Auch den Tschetschenen gilt es als eine Art kultureller Mittelpunkt. Au?erdem ist der Menschenschlag hier sehr sch?n und stattlich; besonders die Sch?nheit der Schatoier M?dchen wird viel ger?hmt und nicht mit Unrecht (Abb. 1).
Der Raum zwischen der vorderen Kalkkette und der hier vorwiegend wohl aus Schiefern und Sandsteinen gebildeten zweiten Kette, der sich von Schatoi nach W erstreckt, wird durch Querr?cken in mehrere Becken ist das der oberen Gechi, das daher auch am besten besiedelt ist. Der Eindruck ist freilich ein ganz anderer als der des reichen, bl?henden Kessels von Schatoi, liegt das Gechi-Becken doch etwa 1000 m h?her als dieser und ist gr??tenteils waldlos. Die Siedlungen machen einen viel ?rmlichen Eindruck und bestehen durchweg aus niedrigen flachdachigen Steinh?usern, zwischen denen viele alte Turmbauten auffallen. Zentrum ist das Dorf Galantschotsch, das im ?bergangsgebiet zwischen dem melancholischen, offenen Schiefergel?nde und den im N pr?chtig aufsteigenden, bunten W?nden des Kalkgebirges liegt (Abb. 2).
Bei der v?lligen Ungangbarkeit der Gechi-Klamm sind die Bewohner von Galantschotsch gezwungen, an ihren schroffen W?nden in die H?he zu steigen, wenn sie nach der Ebene wollen – ein besonders in der prallen Sommer- und Herbstsonne sehr m?hsames Beginnen —, und ?ber die von zahlreichen trichterf?rmigen Karstdolinen durchsetzten Almen des Kalkgebirges ihren Weg zu nehmen. Sie m?ssen es aber ?fters tun, um die Erzeugnisse ihrer Viehwirtschaft gegen Kukuruz (Mais) unzutauschen, da das eigene Getreide bei weitem nicht ausreicht, den Bedarf f?r das ganze Jahr zu decken. Das gilt ?brigens f?r die meisten D?rfer des h?heren Gebirges. Der Gau wird nach dem n?chst bedeutenden Dorfe auch Akki genannt.
Durch den hohen, zackigen Zug des Borsonti wird das Gechi-Becken von dem der Fortanga getrennt, das auff?llig stark bewaldet ist. Zentrum ist Meredschoi. Hier wohnte fr?her der nach der Unterwerfung des Landes bis auf geringe Reste nach der T?rkei ausgewanderte tschetschenische Stamm der Karabulaken.