ER: Weshalb?
SIE: Ich will Ihren Geschmack kennenlernen. Der Frau am Rand ist es immer interessant, ?ber die Frau im Zentrum zu h?ren.
ER: (Unwillig.) Was ist hier zu sagen? Ehefrau ist Ehefrau.
SIE: „Ehefrau ist Ehefrau“… Direkt nach Tschechov. „Drei Schwestern“. Ist sie Blondine, br?nett?
ER: Was ist schon der Unterschied?
SIE: Nichts. Einfache Neugier. Haben Sie ein Foto?
ER: Nein. Und wenn ich eins h?tte, w?rde ich?s nicht zeigen.
SIE: Das versteht sich. Weshalb das reine Angesicht einer Ehefrau-Sch?nheit irgendeinem M?dchen vorf?hren? Gef?llt sie Ihnen?
ER: Sie gef?llt.
SIE: In allen Beziehungen?
ER: In allen Beziehungen.
SIE: In der intimen auch?
ER: In der intimen besonders.
SIE: Und Sie wollen sogar keine Abwechslung, manchmal?
ER: Nein, keine.
SIE: L?ge! Das widerspricht der Natur des Mannes. Das sollten Sie aber wissen, Sie sind doch Biologe. Oder Psychologe?
ER: (Erstaunt.) Woher wei?t du, dass… (Verdachtsch?pfend.) Du sp?rst mir nach, nicht wahr? Das gef?llt mir nicht.
SIE: (?ber seinen verdutzten Anblick lachend.) Ich kann im Gesicht lesen.
ER: Nein, ernsthaft.
SIE: Ernsthaft – im Gesicht. Und noch auf dem Schildchen, das an Ihrem Jackett h?ngt. „Vierte Internationale Konferenz f?r biologische Psychologie”. Sie sind doch hierher zur Konferenz gekommen?
ER: Ja, richtig.
SIE: Sind dabei mit einem Vortrag aufgetreten?
ER: Aufgetreten.
SIE: Nun also, was spricht denn Ihre biologische Psychologie? Will der Mann Abwechslung oder nicht?
ER: (Verstimmt.) Jedenfalls nicht mit solchen, wie dir.
SIE: Danke, Sie sind sehr freundlich.
ER: Ich sag? einfach, wie es ist.
SIE: Und wenn Sie sagen, wie es ist, dann geben Sie auch zu, dass Ihre Ehe nicht zu gl?cklich ist.
ER: Wie kommst du denn darauf?
SIE: Ich h?r?s am Ton, in dem Sie dar?ber reden, oder besser, nicht reden wollen. Au?erdem sind Ehen selten gl?cklich. Also ist Raten nicht schwer.
ER: (Trocken.) Behalt dein Raten f?r dich!
SIE: Ich hab? in s Schwarze getroffen, deshalb emp?ren Sie sich.
ER: Du irrst dich.
SIE: Ich irre mich? Da bin ich aber froh f?r Sie. Nun, und wie leben Sie so mit Ihrer „Ehefrau ist Ehefrau“?
ER: Wie alle.
SIE: Wie alle? Klar.
ER: Was ist dir klar?
SIE: „Wie alle“. (Zitiert schmunzelnd.)
„Meine Kameraden lebten mit Schwiegerm?ttern
Und Ehefrauen, diesen Schwiegerm?ttern ?hnlich,
Zu dicken, zu hageren,
M?den, gew?hnlichen, wie Regen“…
ER: (Erregt.) Du, allerdings, geh nicht zu weit und misch dich nicht in mein Familienleben!
SIE: (Ironisch.) Das ist heilig.
ER: Heilig oder nicht heilig, aber dich geht es nichts an.
SIE: Warum sind Sie denn beleidigt? Ich habe blo? ein Gedicht zitiert. Und nicht mal mein eigenes.
ER: Schreibst du auch eigene?
SIE: Kann sein.
ER: (Grob.) Also, ich h?tte nicht vermutet, dass Huren so romantisch-poetisch sein k?nnen.
SIE: Ihrer Meinung nach k?nnen nur Ehefrauen romantisch-poetisch sein? Das wusste ich nicht.