Damit nahm mich der Meister auf den Arm und stieg herab in sein Zimmer.
Kaum waren wir hineingetreten, als Professor Lothario uns nachst?rzte, dem noch zwei M?nner folgten.
«Ich bitte Euch«, rief der Professor,»um des Himmels Willen, Meister! Ihr seid in der dringendsten Gefahr, das Feuer schl?gt schon ?ber Euer Dach. – Erlaubt, da? wir Eure Sachen wegtragen.«—
Der Meister erkl?rte sehr trocken, da? in solcher Gefahr der j?he Eifer der Freunde viel verderblicher sich gestalte, als die Gefahr selbst, da das, was vor dem Feuer geborgen, gew?hnlich zum Teufel ginge, wiewohl auf sch?nere Art. Er selbst habe in fr?herer Zeit einem Freunde, der von Feuer bedroht, in dem wohlwollendsten Enthusiasmus, betr?chtliches chinesisches Porzellan durch's Fenster geworfen, damit es nur ja nicht verbrenne. Wollten sie aber fein ruhig, drei Nachtm?tzen, ein paar graue R?cke, und andere Kleidungsst?cke, worunter eine seidne Hose vorz?glich zu beachten, nebst einiger W?sche in einen Koffer, B?cher und Manuskripte in ein paar K?rbe packen, seine Maschinen aber nicht mit einem Finger anr?hren, so werde es ihm lieb sein. Stehe dann das Dach in Flammen, so wolle er samt dem Mobiliar sich von dannen machen.
«Erst aber«, (so schlo? er)»erlaubt, da? ich meinen Hausgenossen und Stubenkameraden, der soeben von weiten Reisen m?de, ermattet, zur?ckgekommen, mit Speis und Trank erquicke, nachher m?get Ihr wirtschaften!«—
Alle lachten sehr, da sie gewahrten, da? der Meister niemanden anders gemeint, als mich.
Es schmeckte mir herrlich, und die sch?ne Hoffnung, die ich auf dem Dach in sehnsuchtsvollen s??en T?nen ausgesprochen, wurde ganz erf?llt.
Als ich mich erquickt, setzte mich der Meister in einen Korb; neben mir, es war dazu Platz, stellte er eine kleine Sch?ssel mit Milch hin, und deckte den Korb sorgf?ltig zu.
«Wart's ruhig ab«, sprach der Meister,»mein Kater! in dunkler Behausung, was aus uns noch werden wird, nippe zum Zeitvertreib von deinem Lieblingstrank, denn springst oder trottierst du hier im Zimmer umher, so treten sie dir den Schwanz, die Beine entzwei im Tumult des Rettens. Kommt es zur Flucht, so trage ich dich selbst mit mir fort, damit du dich nicht wieder verl?ufst, wie es schon geschehen. Sie glauben nicht, verehrteste Herren und Helfer in der Not, was der kleine graue Mann im Korbe, was das f?r ein herrlicher, grundgescheuter Kater ist. Naturhistorische Galls behaupten, da? sonst, mit den vortrefflichsten Organen, als da sind, Mordlust, Diebssinn, Schelmerei u. s. w., ausger?steten Katern von leidlicher Edukation, doch der Ortsinn g?nzlich mangele, da? sie, einmal sich verlaufen, die Heimat nie wiederf?nden, aber mein guter Murr macht davon eine gl?nzende Ausnahme. Seit ein paar Tagen vermi?te ich ihn, und betrauerte recht herzlich seinen Verlust, heut, soeben ist er zur?ckgekehrt, und hat, wie ich mit Recht vermuten darf, noch dazu die D?cher benutzt, als angenehme Kunststra?e. Die gute Seele hat nicht allein Klugheit bewiesen und Verstand, sondern auch die treueste Anh?nglichkeit an seinen Herrn, weshalb ich ihn nun noch viel mehr liebe als vorher.«– Mich erfreute des Meisters Lob ganz ungemein, mit innerm Wohlbehagen f?hlte ich meine ?berlegenheit ?ber mein ganzes Geschlecht, ?ber ein ganzes Heer verirrter Kater ohne Ortsinn und wunderte mich, da? ich selbst das ganz Ungemeine meines Verstandes nicht hinl?nglich eingesehen. Zwar dacht' ich daran, da? eigentlich der junge Ponto mich auf den rechten Weg, und der Wurf des Schornsteinfegers mich auf das rechte Dach gebracht, indessen glaubte ich doch nicht im mindesten an meiner Sagazit?t, und an der Wahrheit des Lobes, das mir der Meister erteilte, zweifeln zu d?rfen. Wie gesagt, ich f?hlte meine innere Kraft, und dies Gef?hl b?rgte mir f?r jene Wahrheit. Da? unverdientes Lob viel mehr erfreue, und den Gelobten viel mehr aufbl?he als verdientes, wie ich einmal las, oder jemanden behaupten h?rte, das gilt wohl nur von den Menschen, gescheute Kater sind frei von solcher Torheit, und ich glaube bestimmt, da? ich vielleicht ohne Ponto und Schornsteinfeger den R?ckweg nach Hause gefunden h?tte, und da? beide sogar nur den richtigen Ideengang im Innern verwirrten. Das bi?chen Weltklugheit, womit der junge Ponto so prahlte, w?re mir auch wohl zugekommen auf andere Weise, wenngleich die mancherlei Begebenheiten, die ich mit dem liebensw?rdigen Pudel, mit dem aimable rouе, erlebte, mir guten Stoff gaben zu den freundschaftlichen Briefen, in welche ich meine Reisebeschreibung einkleidete. In allen Morgen- und Abendzeitungen, in allen eleganten und freim?tigen Bl?ttern k?nnten diese Briefe mit Effekt abgedruckt stehen, da mit Geist und Verstand darin die gl?nzendsten Seiten meines Ich's hervorgehoben sind, was doch jedem Leser am interessantesten sein mu?. Aber ich wei? es schon, die Herren Redakteurs und Verleger fragen:»Wer ist dieser Murr?«und erfahren sie dann, da? ich ein Kater bin, wiewohl der vortrefflichste auf Erden, so sprechen sie ver?chtlich:»ein Kater und will schreiben!«– Und h?tt' ich Lichtenbergs Humor und Hamanns Tiefe – von beiden habe ich viel Gutes vernommen, sie sollen f?r Menschen nicht ?bel geschrieben haben, sind aber Todes verblichen, welches f?r jeden Schriftsteller und Dichter, der leben will, eine durchaus riskante Sache ist – und, sag' ich noch einmal, h?tt' ich Lichtenbergs Humor und Hamanns Tiefe, doch erhielte ich das Manuskript zur?ck, blo? weil man mir vielleicht meiner Krallen halber keine am?sante Schreibart zutraut. So was chagriniert! – O Vorurteil, himmelschreiendes Vorurteil, wie bef?ngst du doch die Menschen, und vorz?glich diejenigen, die da hei?en Verleger!
Der Professor, und die, die mit ihm gekommen, machten nun einen grimmigen Spektakel um mich her, der meines Bed?nkens, wenigstens bei dem Verpacken der Nachtm?tzen und der grauen R?cke, nicht n?tig gewesen w?re.
Auf einmal rief drau?en eine hohle Stimme: das Haus brennt!» Hoho«, sprach der Meister Abraham,»da mu? ich auch dabei sein, bleibt nur ruhig, Ihr Herren! wenn die Gefahr da ist, bin ich wieder hier und wir packen an!«—
Und damit verlie? er eilig das Zimmer.
Mir wurde in meinem Korbe wirklich bange. Das wilde Get?se – der Rauch, der nun in das Zimmer zu dringen begann, alles mehrte meine Angst! – Allerlei schwarze Gedanken stiegen in mir auf! – Wie wenn der Meister mich verg??e, wenn ich schmachvoll umkommen m??te in den Flammen! – Ich f?hlte, die furchtbare Angst mochte es verschulden, ein besonderes h??liches Kneifen im Leibe. – »Ha!«dacht' ich,»wenn im Herzen falsch, wenn neidisch ob meiner Wissenschaft, mich los zu werden, enthoben jeder Sorg' zu sein, nun mich der Meister noch in diesen Korb gespunden. – Wie wenn selbst dieser unschuldswei?e Trank – wie, w?r' es Gift, das er mit schlauer Kunst hier zubereitet, mir den Tod zu geben?«– Herrlicher Murr, selbst in der Todesangst denkst du in Jamben, l?ss'st nicht aus der Acht, was du im Shakespeare, Schlegel einst gelesen! —
Meister Abraham steckte den Kopf zur T?re hinein, und sprach:»Die Gefahr ist vor?ber, Ihr Herren! Setzt Euch nur ruhig hin an jenen Tisch, und trinkt die paar Flaschen Wein aus, die Ihr in dem Wandschrank gefunden, ich meinesteils begebe mich noch ein wenig auf's Dach, und will erklecklich spritzen. – Doch halt, erst mu? ich nachsehen, was mein guter Kater macht.«
Der Meister trat vollends hinein, nahm den Deckel von dem Korbe, in dem ich sa?, sprach mir zu mit freundlichen Worten, erkundigte sich nach meinem Wohlbefinden, fragte, ob ich vielleicht noch einen gebratenen Vogel verspeisen wolle, welches alles ich mit mehrmaligem s??en Miau erwiderte, und mich recht bequem ausstreckte, welches mein Meister mit Recht f?r das beredte Zeichen nahm, da? ich satt sei, noch im Korbe zu bleiben w?nsche, und st?lpte den Deckel wieder auf.
Wie wurde ich nun von der guten, freundlichen Gesinnung ?berzeugt, die Meister Abraham f?r mich hegte. Ich h?tte mich meines schn?den Mi?trauens sch?men m?ssen, wenn es ?berhaupt f?r einen Mann von Verstande schicklich w?re, sich zu sch?men.»Am Ende«, dacht' ich,»war auch die f?rchterliche Angst, das ganze, Unheil ahnende Mi?trauen weiter nichts, als poetische Schw?rmerei, wie sie jungen, genialen Enthusiasten eigen, die dergleichen oft f?rmlich brauchen, als berauschendes Opium. «Das beruhigte mich ganz und gar.
Kaum hatte der Meister die Stube verlassen, als der Professor, ich konnt' es durch eine kleine Fitze des Korbes bemerken, sich mit mi?trauischen Blicken nach dem Korbe umschaute, und dann den andern zuwinkte, als habe er ihnen irgend Wichtiges zu entdecken. Dann sprach er mit so leiser Stimme, da? ich kein W?rtlein verstanden, h?tte der Himmel nicht in meine spitzen Ohren mir unglaublich scharfes Geh?r gelegt.»Wi?t ihr wohl, wozu ich eben jetzt Lust h?tte? – Wi?t ihr wohl, da? ich hingehen zu jenem Korbe, ihn ?ffnen, und dem verfluchten Kater, der drinnen sitzt, und der uns jetzt vielleicht alle mit seinem ?berm?tigen Selbstgenugsein verh?hnt, dies spitze Messer in die Kehle sto?en m?chte?«
«Was f?llt Euch ein, Lothario«, rief ein anderer,»den h?bschen Kater, den Liebling unseres wackeren Meisters wolltet Ihr umbringen? – Und warum sprecht Ihr denn so leise?«
Der Professor ebenso mit ged?mpfter Stimme wie vorher weiter sprechend, erkl?rte, da? ich alles verstehe, da? ich lesen und schreiben k?nne, da? mir Meister Abraham auf eine, freilich geheimnisvolle, unerkl?rliche Weise, die Wissenschaften beigebracht, so da? ich schon jetzt, wie ihm der Pudel Ponto verraten, schriftstellere und dichte, und da? das alles dem schelmischen Meister zu nichts anderem dienen werde, als zur Verspottung der vortrefflichsten Gelehrten und Dichter.
«O«, sprach Lothario mit unterdr?ckter Wut,»ich seh' es kommen, da? Meister Abraham, der ohnedem das Vertrauen des Gro?herzogs in vollem Ma?e besitzt, da? er mit dem ungl?ckseligen Kater alles durchsetzt, was er nur will. Die Bestie wird Magister legens werden, die Doktorw?rde erhalten, zuletzt als Professor der ?sthetik Kollegia lesen ?ber den ?schylos – Corneille – Shakespeare! – ich komme von Sinnen! – der Kater wird in meinen Eingeweiden w?hlen, und hat ganz infame Krallen!«—
Alle gerieten bei diesen Reden Lotharios, des Professors der ?sthetik, in das tiefste Erstaunen. Einer meinte, es sei ganz unm?glich, da? ein Kater lesen und schreiben lernen k?nne, da diese Elemente aller Wissenschaft n?chst der Geschicklichkeit, der nur der Mensch f?hig, eine gewisse ?berlegung, man m?chte sagen, Verstand, erforderten, der sogar nicht allemal bei dem Menschen, dem Meisterst?ck der Sch?pfung, anzutreffen, viel weniger bei gemeinem Vieh!
«Bester«, nahm ein anderer, wie mir's in meinem Korbe schien, sehr ernsthafter Mann, das Wort,»was nennen Sie gemeines Vieh? – Es gibt gar kein gemeines Vieh. Oft in stille Selbstbetrachtung versunken, empfinde ich den tiefsten Respekt vor Eseln und andern n?tzlichen Tieren. Ich begreife nicht, warum einer angenehmen Hausbestie von gl?cklichen, nat?rlichen Anlagen nicht sollte das Lesen und Schreiben beigebracht werden, ja warum sich ein solches Tierlein nicht sollte erheben k?nnen zum Gelehrten und Dichter? – Ist denn das so etwas Beispielloses? – An Tausend und Eine Nacht, als der besten, historischen Quelle voll pragmatischer Authentizit?t, mag ich gar nicht denken, sondern Sie, mein allerliebster! nur an den gestiefelten Kater erinnern, einen Kater, der voll Edelmut, durchdringendem Verstand war, und tiefer Wissenschaft.«
Vor Freude ?ber dieses Lob eines Katers, der, wie mir eine deutliche Stimme im Innern sagte, mein w?rdiger Ahnherr sein mu?te, konnt' ich mich nicht enthalten, zwei-, dreimal ziemlich stark zu niesen. – Der Redner hielt inne, und alle schauten sich ganz versch?chtert um nach meinem Korbe.
«Contentement mon cher«, rief endlich der ernsthafte Mann, der eben gesprochen, und fuhr dann weiter fort:»Irre ich nicht, so erw?hnten Sie, teurer ?sthetiker, vorhin eines Pudels Ponto, der Ihnen des Katers dichterisches und wissenschaftliches Treiben verraten. Dies bringt mich denn auf Cervantes h?chst vorz?glichen ›Berganza‹, von dessen neuesten Schicksalen in einem gewissen neuen h?chst abenteuerlichen Buche Nachricht gegeben wird. Auch dieser Hund gibt ein entscheidendes Beispiel ?ber das Naturell und ?ber die Bildungsf?higkeit der Tiere.«
«Aber«, nahm der andere das Wort,»mein teurer, liebster Freund, welche Beispiele f?hren Sie denn da an? Von dem Hunde Berganza spricht ja Cervantes, der bekanntlich ein Romanschreiber war, und die Geschichte vom gestiefelten Kater ist ja ein Kinderm?rchen, welches Herr Tieck freilich mit solcher Lebendigkeit uns vor Augen gebracht hat, da? man beinahe die Torheit begehen k?nnte, wirklich daran zu glauben. Also zwei Dichter allegieren Sie, als w?ren es ernste Naturhistoriker und Psychologen, nun sind aber Dichter nichts weniger als das, sondern ausgemachte Phantasten, die lauter eingebildetes Zeug ausbr?ten und vorbringen. Sagen Sie, wie mag denn aber ein verst?ndiger Mann, wie Sie sich auf Dichter berufen, um das zu bewahrheiten, was wider Sinn und Verstand l?uft? Lothario ist Professor der ?sthetik, und es ist billig, da? er als solcher bisweilen etwas weniges ?ber die Schnur haue, aber Sie – «
«Halt, sprach der Ernste, mein Liebster, ereifern Sie sich nicht. Bedenken Sie fein, da? wenn vom Wunderbaren, Unglaublichen die Rede, man f?glich Dichter allegieren darf, denn simple Historiker verstehen den Teufel was davon. Ja, wenn das Wunderbare in Schick und Form gebracht, und als reine Wissenschaft vorgetragen werden soll, wird der Beweis irgendeines Erfahrungssatzes am besten aus ber?hmten Dichtern entnommen, auf deren Wort man bauen darf. Ich f?hre Ihnen, und damit werden Sie, selbst ein gelehrter Arzt, zufrieden sein – ja! sage ich, ich f?hre Ihnen das Beispiel eines ber?hmten Arztes an, der in seiner wissenschaftlichen Darstellung des animalischen Magnetismus um unsern Rapport mit dem Weltgeiste, um das Dasein eines wunderbaren Ahnungsverm?gens unleugbar ins Licht zu stellen, sich auf Schiller und dessen Wallenstein bezieht, welcher sagt:»Es gibt im Menschenleben Augenblicke und ›dergleichen Stimmen gibts – es ist kein Zweifel‹ – und wie es denn weiter hei?t. Sie k?nnen das Weitere selbst nachlesen, in der Trag?die.«—»Ho ho!«erwiderte der Doktor,»Sie springen ab – Sie geraten in den Magnetismus, und sind imstande, zuletzt zu behaupten, da?, n?chst allen Wundern, die dem Magnetiseur zu Gebote stehen, er auch den Schulmeister f?r empf?ngliche Kater abgeben k?nnte.«—
«Nun«, sprach der Ernste,»wer wei?, wie der Magnetismus auf Tiere wirkt. Kater, die schon das elektrische Fluidum in sich tragen, wie Sie sich gleich ?berzeugen k?nnen – «
Pl?tzlich an Mina denkend, die ?ber dergleichen Versuche, die mit ihr angestellt worden, so bitter klagte, erschrak ich so heftig, da? ich ein lautes Miau ausstie?!
«Bei dem Orkus und all' seinem Entsetzen«, rief der Professor erschrocken,»der h?llische Kater h?rt uns, versteht uns – Herz gefa?t! – mit diesen H?nden erw?rg' ich ihn.«—
«Ihr seid nicht klug«, sprach der Ernste,»Ihr seid wahrhaftig nicht klug, Professor. Nimmermehr leide ich, da? Ihr dem Kater, den ich schon jetzt herzlich lieb gewonnen, ohne das Gl?ck seiner n?hern Bekanntschaft zu genie?en, da? Ihr ihm nur das geringste Leid zuf?gt. Am Ende mu? ich glauben, da? Ihr eifers?chtig seid auf ihn, weil er Verse macht? Professor der ?sthetik kann ja der kleine graue Mann niemals werden, dar?ber beruhigen Sie sich nur ganz. Steht es denn nicht deutlich in den uralten akademischen Statuten, da?, ?berhand genommenen Mi?brauchs halber, keine Esel mehr zur Professur gelangen sollen, und ist diese Verordnung nicht auch auf Tiere auszudehnen von jeder Art und Gattung, mithin auch auf Kater?«
«Mag es sein«, sprach der Professor unmutig,»da? der Kater niemals weder Magister legens, noch Professor der ?sthetik, werden wird, als Schriftsteller tritt er doch auf ?ber kurz oder lang, findet der Neuheit wegen Verleger und Leser, schnappt uns gute Honorare weg – «
«Ich finde«, erwiderte der Ernste,»durchaus keine Ursache, warum dem guten Kater, dem aimablen Liebling unsers Meisters, es verwehrt sein solle, eine Bahn zu betreten, auf der sich so viele ohne R?cksicht auf Kraft und Haltung umhertummeln. Die einzige Ma?regel, die dabei zu beobachten, w?re, da? man ihn n?tigte, sich die spitzen Krallen verschneiden zu lassen, und das w?re vielleicht das einzige, was wir jetzt gleich tun k?nnten, um sicher zu sein, da? er uns nie verwunde, wenn er ein Autor worden.«
Alle standen auf. Der ?sthetiker griff nach der Schere. Man kann sich meine Lage denken, ich beschlo?, mit L?wenmut anzuk?mpfen gegen die Verunglimpfung, die man mir zugedacht; den ersten, der sich mir nahen w?rde, zu zeichnen auf ewige Zeiten, ich r?stete mich zum Sprunge, sowie der Korb ge?ffnet werden w?rde.
In dem Augenblick trat Meister Abraham hinein, und vor?ber war meine Angst, die sich schon steigern wollte zur Verzweiflung. Er ?ffnete den Korb, und noch ganz au?er mir, sprang ich mit einem Satz hinaus, und scho? dem Meister wild vorbei, unter den Ofen.
«Was ist dem Tiere widerfahren«, rief der Meister, die andern mi?trauisch anblickend, welche da standen ganz verlegen und, vom b?sen Gewissen geplagt, gar nicht zu antworten vermochten.
So bedrohlich auch meine Lage im Gef?ngnis war, doch empfand ich inniges Wohlbehagen dar?ber, was der Professor von meiner mutma?lichen Laufbahn sagte, sowie sein deutlich ausgesprochener Neid mich h?chlich erfreute. Ich f?hlte schon das Doktorh?tlein auf meiner Stirne, ich sah mich schon auf dem Katheder! – Sollten meine Vorlesungen denn nicht am h?ufigsten besucht werden von der wi?begierigen Jugend? – Sollte wohl ein einziger J?ngling, von milden Sitten, es ?bel deuten k?nnen, wenn der Professor b?te, keine Hunde ins Kollegium zu bringen? – Nicht alle Pudel hegen solch freundlichen Sinn, wie mein Ponto, und dem J?gervolk mit langen h?ngenden Ohren ist nun vollends gar nicht zu trauen, da sie ?berall mit den gebildetsten Leuten meines Geschlechts unn?tze H?ndel anfangen und sie mit Gewalt n?tigen, zu den unartigsten ?u?erungen des Zorns, als da ist Prusten – Kratzen – Bei?en usw. usw.
Wie h?chst fatal m??t' es —
(Mak. Bl.) – nur der kleinen rotwangigen Hofdame gelten, die Kreisler bei der Benzon gesehen.»Tun Sie mir«, sprach die Prinzessin,»den Gefallen, Nannette, gehen Sie selbst herab, und sorgen Sie, da? man die Nelkenst?cke in meinen Pavillon trage, die Leute sind saumselig genug, um nichts auszurichten.«– Das Fr?ulein sprang auf, verbeugte sich sehr zeremoni?s, flog dann aber schnell zum Zimmer heraus, wie ein Vogel, dem man den K?fig ge?ffnet.
«Ich kann«, wandte sich die Prinzessin zum Kreisler,»nun einmal nichts herausbringen, wenn ich nicht mit dem Lehrer allein bin! der den Beichtvater vorstellt, dem man ohne Scheu alle S?nden vertrauen kann. ?berhaupt werden Sie, lieber Kreisler, die steife Etikette bei uns seltsam, werden es l?stig finden, da? ich ?berall von Hofdamen umgeben, geh?tet werde wie die K?nigin von Spanien. – Wenigstens sollte man hier in dem sch?nen Sieghartshof mehr Freiheit genie?en. W?re der F?rst im Schlosse, ich h?tte Nannette nicht fortschicken d?rfen, die sich selbst bei unseren musikalischen Studien ebensosehr langeweilt, als sie mich geniert. – Fangen wir noch einmal an, jetzt wird es besser gehen.«– Kreisler, bei dem Unterricht die Geduld selbst, begann das Gesangst?ck, welches die Prinzessin einzustudieren unternommen, von neuem, aber so sichtlich Hedwiga sich auch m?hte, so viel Kreisler auch einhelfen mochte, sie verirrte sich in Takt und Ton, sie machte Fehler ?ber Fehler, bis sie glutrot im ganzen Gesicht aufsprang, an das Fenster lief, und hinausschaute in den Park. Kreisler glaubte zu bemerken, da? die Prinzessin heftig weine, und fand seinen ersten Unterricht, den ganzen Auftritt, etwas peinlich. Was konnte er Bessers tun, als versuchen, ob der feindliche, unmusikalische Geist, der die Prinzessin zu verst?ren schiene, sich nicht bannen lasse eben durch Musik. Er lie? daher allerlei angenehme Melodien fortstr?men, variierte die bekanntesten Lieblingslieder in kontrapunktischen Wendungen und melismatischen Schn?rkeln, so da? er zuletzt sich selbst dar?ber wunderte, wie er so charmant den Fl?gel zu spielen verstehe, und die Prinzessin verga?, samt ihrer Arie, und ihrer r?cksichtslosen Ungeduld.
«Wie herrlich doch der Geierstein in der leuchtenden Abendsonne steht«, sprach die Prinzessin, ohne sich umzuwenden.
Kreisler war eben in einer Dissonanz begriffen, nat?rlicherweise mu?te er diese aufl?sen, und konnte daher nicht mit der Prinzessin den Geierstein und die Abendsonne bewundern.»Gibt's wohl einen reizendern Aufenthalt weit und breit, als unser Sieghartshof?«sprach Hedwiga lauter und st?rker als vorher. – Nun mu?te Kreisler wohl, nachdem er einen t?chtigen Schlu?akkord angeschlagen, zu der Prinzessin an das Fenster treten, der Aufforderung zum Gespr?ch h?flich gen?gend.
«In der Tat, gn?digste Prinzessin«, sprach der Kapellmeister,»der Park ist herrlich, und ganz besonders ist es mir lieb, da? s?mtliche B?ume gr?nes Laub tragen, welches ich ?berhaupt an allen B?umen, Str?uchern und Gr?sern sehr bewundere und verehre, und jeden Fr?hling dem Allm?chtigen danke, da? es wieder gr?n worden und nicht rot, welches in jeder Landschaft zu tadeln, und bei den besten Landschaften, wie z. B. Claude Lorrain oder Berghem, ja selbst bei Hackert, der blo? seine Wiesengr?nde was weniges pudert, nirgends zu finden.»
Kreisler wollte weiter reden, als er aber in dem kleinen Spiegel, der zur Seite des Fensters angebracht, der Prinzessin totbleiches, seltsam verst?rtes Antlitz erblickte, verstummte er vor dem Schauer, der sein Inneres durcheiste.
Die Prinzessin unterbrach endlich das Schweigen, indem sie, ohne sich umzuwenden, immerfort hinausschauend, mit dem r?hrenden Ton der tiefsten Wehmut sprach:»Kreisler, das Schicksal will es nun einmal, da? ich Ihnen ?berall wie von seltsamen Einbildungen geplagt – aufgeregt, ich m?chte sagen, albern, erscheine, da? ich Ihnen Stoff darbieten soll, Ihren schneidenden Humor an mir zu ?ben. Es ist Zeit, Ihnen zu erkl?ren, da?, und warum Sie es sind, dessen Anblick mich in einen Zustand versetzt, der dem nervenersch?tternden Anfall eines heftigen Fiebers zu vergleichen. Erfahren Sie alles! Ein offnes Gest?ndnis wird meine Brust erleichtern, und nur die M?glichkeit verschaffen, Ihren Anblick, Ihre Gegenwart zu ertragen. – Als ich Sie zum erstenmale dort im Park antraf, da erf?llten Sie, da erf?llte Ihr ganzes Betragen, mich mit dem tiefsten Entsetzen, selbst wu?te ich nicht warum! – aber es war eine Erinnerung aus meinen fr?hsten Kinderjahren, die pl?tzlich mit all' ihrem Schrecken in mir aufstieg, und die sich erst sp?ter in einem seltsamen Traume deutlich gestaltete. An unserm Hofe befand sich ein Maler, Ettlinger gehei?en, den F?rst und F?rstin sehr hoch hielten, da sein Talent wunderbar zu nennen. Sie finden auf der Galerie vortreffliche Gem?lde von seiner Hand, auf allen erblicken Sie die F?rstin, in dieser, jener Gestalt, in der historischen Gruppe angebracht. Das sch?nste Gem?lde, da? die h?chste Bewunderung aller Kenner erregt, h?ngt aber in dem Kabinet des F?rsten. Es ist das Portr?t der F?rstin, die er, als sie in der h?chsten Bl?te der Jugend stand, ohne da? sie ihm jemals gesessen, so ?hnlich malte, als habe er das Bild aus dem Spiegel gestohlen. Leonhard, so wurde der Maler mit seinem Vornamen am Hofe genannt, mu? ein milder guter Mensch gewesen sein. Alle Liebe, deren meine kindische Brust f?hig, ich mochte kaum drei Jahre alt sein, hatte ich ihm zugewandt, ich wollte, er sollte mich nie verlassen. Aber unerm?dlich spielte er auch mit mir, malte mir kleine bunte Bilder, schnitt mir allerlei Figuren aus. Pl?tzlich, es mochte ein Jahr vergangen sein, blieb er aus. Die Frau, der meine erste Erziehung anvertraut, sagte mir mit Tr?nen in den Augen, Herr Leonhard sei gestorben. Ich war untr?stlich, ich mochte nicht mehr in dem Zimmer bleiben, wo Leonhard mit mir gespielt. So wie ich nur konnte, entschl?pfte ich meiner Erzieherin, den Kammerfrauen, lief im Schlosse umher, rief laut den Namen: Leonhard! Denn immer glaubt' ich, es sei nicht wahr, da? er gestorben, und er sei irgendwo im Schlosse versteckt. So begab es sich, da? ich auch an einem Abend, als die Erzieherin sich nur auf einen Augenblick entfernt, mich aus dem Zimmer schlich, um die F?rstin aufzusuchen. Die sollte mir sagen, wo Herr Leonhard sei, und mir ihn wiederschaffen. Die T?ren des Korridors standen offen, und so gelangte ich wirklich zur Haupttreppe, die ich hinauflief, und oben, auf gut Gl?ck, in das erste ge?ffnete Zimmer trat. Als ich mich nun umschaute, wurde die T?re, die, wie ich meinte, in die Gem?cher der F?rstin f?hren mu?te, und an die ich zu pochen im Begriff stand, heftig aufgesto?en, und hinein st?rzte ein Mensch in zerrissenen Kleidern, mit verwildertem Haar. Es war Leonhard, der mich mit f?rchterlich funkelnden Augen anstarrte. Totenbleich, eingefallen, kaum wiederzuerkennen, war sein Antlitz. ›Ach, Herr Leonhard‹, rief ich, ›wie siehst Du aus, warum bist Du so bla?, warum hast Du solche gl?hende Augen, warum starrst Du mich so an? – Ich f?rchte mich vor Dir! – O sei doch gut, wie sonst – male mir wieder h?bsche bunte Bilder!‹ – da sprang Leonhard mit einem wilden wiehernden Gel?chter auf mich los, – eine Kette, die um den Leib befestigt schien, klirrte ihm nach – kauerte nieder auf den Boden, sprach mit heiserer Stimme: ›Ha ha, kleine Prinze?, – bunte Bilder? – ja nun kann ich erst recht malen, malen – nun will ich Dir ein Bild malen und Deine sch?ne Mutter! nicht wahr, Du hast eine sch?ne Mutter? – Aber bitte sie, da? sie mich nicht wieder verwandelt – ich will nicht der elende Mensch Leonhard Ettlinger sein – der ist l?ngst gestorben. Ich bin der rote Geier und kann malen, wenn ich Farbenstrahlen gespeist! – ja malen kann ich, wenn ich hei?es Herzblut habe zum Firnis – und Dein Herzblut brauche ich, kleine Prinze?!‹ – Und damit fa?te er mich, ri? mich an sich, entbl??te mir den Hals, mir war's, als s?he ich ein kleines Messer in seiner Hand blinken. Auf das durchdringende Angstgeschrei, das ich ausstie?, st?rzten Diener hinein, und warfen sich her ?ber den Wahnsinnigen. Der schlug sie aber mit Riesenkraft zu Boden. In demselben Augenblick polterte und klirrte es aber die Treppe herauf, ein gro?er, starker Mann sprang hinein mit dem lauten Ausruf: ›Jesus, er ist mir entsprungen! Jesus, das Ungl?ck! – Warte, warte, H?llenkerl!‹ – Sowie der Wahnsinnige diesen Mann gewahrte, schienen ihn pl?tzlich alle Kr?fte zu verlassen, heulend st?rzte er zu Boden. Man legte ihm die Ketten an, die der Mann mitgebracht, man f?hrte ihn fort, indem er entsetzliche T?ne ausstie?, wie ein gefesseltes, wildes Tier.
Sie m?gen sich es denken, mit welcher verst?renden Gewalt dieser entsetzliche Auftritt das vierj?hrige Kind erfassen mu?te. Man versuchte mich zu tr?sten, mir begreiflich zu machen, was wahnsinnig sei. Ohne dies ganz zu verstehen, ging doch ein tiefes, namenloses Grausen durch mein Inneres, das noch jetzt wiederkehrt, wenn ich einen Wahnsinnigen erblicke, ja wenn ich nur an den f?rchterlichen Zustand denke, der einer fortgesetzten ununterbrochenen Todesqual zu vergleichen. – Jenem Ungl?cklichen sehen Sie ?hnlich, Kreisler, als w?ren Sie sein Bruder. Vorz?glich erinnert mich Ihr Blick, den ich oft seltsam nennen m?chte, nur zu lebhaft an Leonhard, und dies ist es, was mich, als ich Sie zum erstenmal erblickte, au?er Fassung brachte, was mich noch jetzt in Ihrer Gegenwart beunruhigt, be?ngstigt!«—
Kreisler stand da, tief ersch?ttert, keines Wortes m?chtig. Von je her hatte er die fixe Idee, da? der Wahnsinn auf ihn lauere, wie ein nach Beute lechzendes Raubtier, und ihn einmal pl?tzlich zerfleischen werde; er erbebte nun in demselben Grausen, das die Prinzessin bei seinem Anblick erfa?t, vor sich selbst, rang mit dem schauerlichen Gedanken, da? er es gewesen, der die Prinzessin in der Raserei ermorden wollen.
Nach einigen Augenblicken des Schweigens fuhr die Prinzessin fort:»Der ungl?ckliche Leonhard liebte insgeheim meine Mutter, und diese Liebe, schon selbst Wahnsinn, brach zuletzt aus in Wut und Raserei.«
«So«, sprach Kreisler sehr weich und mild wie er pflegte, wenn ein Sturm im Innern vor?bergegangen,»so war in Leonhards Brust nicht die Liebe des K?nstlers aufgegangen.«
«Was wollen Sie damit sagen, Kreisler«, fragte die Prinzessin, indem sie sich rasch umwandte.
«Als ich«, erwiderte Kreisler sanft l?chelnd,»einst in einem hinl?nglich toll lustigen Schauspiel einen Witzbold von Diener die Spielleute mit der s??en Anrede beehren h?rte: ›Ihr guten Leute und schlechten Musikanten‹, teilte ich, wie der Weltenrichter, flugs alles Menschenvolk in zwei verschiedene Haufen, einer davon bestand aber aus den guten Leuten, die schlechte, oder vielmehr gar keine Musikanten sind, der andere aber aus den eigentlichen Musikanten. Doch niemand sollte verdammt, sondern alle sollten selig werden, wiewohl auf verschiedene Weise. – Die guten Leute verlieben sich leichtlich in ein paar sch?ne Augen, strecken beide Arme aus nach der angenehmen Person, aus deren Antlitz besagte Augen strahlen, schlie?en die Holde ein in Kreise, die, immer enger und enger werdend, zuletzt zusammenschrumpfen zum Trauring, den sie der Geliebten an den Finger stecken als pars pro toto – Sie verstehen einiges Latein, gn?digste Prinze? – als pars pro toto sag' ich, als Glied der Kette, an der sie die in Liebeshaft Genommene heimf?hren in das Ehestandsgef?ngnis. Dabei schreien Sie denn ungemein: ›O Gott!‹ – oder ›o Himmel!‹ oder, sind sie der Astronomie ergeben, ›o ihr Sterne!‹ oder haben sie Inklination zum Heidentum, ›o all' ihr G?tter! sie ist mein, die Sch?nste, all' mein sehnend Hoffen erf?llt!‹ – Also l?rmend, gedenken die guten Leute es nachzumachen den Musikanten, jedoch vergebens, da es mit der Liebe dieser durchaus sich anders verh?lt. – Es begibt sich wohl, da? besagten Musikanten unsichtbare H?nde urpl?tzlich den Flor wegziehen, der ihre Augen verh?llte, und sie erschauen, auf Erden wandelnd, das Engelsbild, das, ein s??es unerforschtes Geheimnis, schweigend ruhte in ihrer Brust. Und nun lodert auf in reinem Himmelsfeuer, das nur leuchtet und w?rmt, ohne mit verderblichen Flammen zu vernichten, alles Entz?cken, alle namenlose Wonne des h?heren aus dem Innersten emporkeimenden Lebens, und tausend F?hlh?rner streckt der Geist aus in br?nstigem Verlangen, und umnetzt die, die er geschaut, und hat sie, und hat sie nie, da die Sehnsucht ewig d?rstend fortlebt! – Und sie, sie selbst ist es, die Herrliche, die, zum Leben gestaltete Ahnung, aus der Seele des K?nstlers hervorleuchtet als Gesang – Bild – Gedicht! – Ach, Gn?digste, glauben Sie mir, sein Sie ?berzeugt, da? wahre Musikanten, die mit ihren leiblichen Armen und den daran gewachsenen H?nden nichts tun, als passabel musizieren, sei es nun mit der Feder, mit dem Pinsel oder sonst, in der Tat nach der wahrhaften Geliebten nichts ausstrecken, als geistige F?hlh?rner, an denen weder Hand noch Finger befindlich, die mit konvenabler Zierlichkeit einen Trauring erfassen und anstecken k?nnten an den kleinen Finger der Angebeteten; schn?de Mesalliancen sind daher durchaus nicht zu bef?rchten, und scheint ziemlich gleichg?ltig, ob die Geliebte, die in dem Innern des K?nstlers lebt, eine F?rstin ist oder eine B?ckerstochter, insofern letztere nur keine Eule. Besagte Musikanten schaffen, sind sie in Liebe gekommen, mit der Begeisterung des Himmels, herrliche Werke und sterben weder elendiglich dahin an der Schwindsucht, noch werden sie wahnsinnig. Sehr verdenke ich es daher dem Herrn Leonhard Ettlinger, da? er in einige Raserei verfiel, er h?tte, nach der Art echter Musikanten, die durchlauchtige Frau F?rstin ohne allen Nachteil lieben k?nnen, wie er nur wollte!«