
Ein Licht Im Herzen Der Dunkelheit
Kyoko nickte belustigt, doch dann fühlte sie, wie die Haare in ihrem Nacken sich aufstellten, als würde jemand sie beobachten. Betend, dass es nicht Toya war, der ihnen gefolgt war, versuchte sie, das Gefühl zu ignorieren und sich auf Suki und Tasuki zu konzentrieren.
Suki bekam endlich wieder so viel Luft, dass sie Kyoko daran erinnern konnte, dass sie heute Nacht eine Pyjama-Party in der Gummizelle feiern wollten, dann fragte sie Tasuki, ob er nicht auch kommen wollte. „Wir haben sogar eine Zwangsjacke für dich übrig.“ Sie streckte den beiden die Zunge entgegen.
„Nimm das Ding weg, bevor du jemanden verletzt“, entgegnete Kyoko, woraufhin Suki der Mund offen stehenblieb.
Als sich die Schlange langsam vorwärts bewegte, schielte Kyoko über ihre Schulter, fragte sich, wer sie beobachtete. Sie konnte nur die Lichter des Parkplatzes und die Menschenmenge hinter ihr sehen, also ärgerte sie sich darüber, dass sie so paranoid war. Doch das nervöse Gefühl, dass sie beobachtet wurde, blieb und bereitete ihr immer mehr Sorgen. Sie erinnerte sich an Kotaros Warnung, dass es einen Stalker am Campus gab, und plötzlich wünschte sie sich, dass sie ihm einen Tipp gegeben hätte, wohin sie gehen wollten.
Suki packte ihre Hand und zog sie mit sich, nachdem sie sonst die Schlange aufhielten. Kyoko schüttelte das gruselige Gefühl ab, als sie in das Gebäude eintraten und ihre Aufmerksamkeit von dem riesigen Tanzclub in Beschlag genommen wurde.
Kyou hatte gesehen, wie sie sich umgedreht hatte, als hätte sie ihn gefühlt, und wunderte sich darüber. Ihr Blick war langsam über genau den Punkt geglitten, wo er gestanden hatte, aber er hatte gewusst, dass sie ihn nicht sehen konnte. Unter dem Mantel aus Dunkelheit folgte er ihr in den Club und ließ sie nicht aus den Augen.
Sein goldener Blick wanderte durch den Raum, er wusste, dass es mehr als nur Menschen in den schwach erleuchteten Räumen gab, aber sie waren keine große Gefahr und seine Aufmerksamkeit nicht wert.
Suki führte sie zu einem Platz in der Nähe der Bar, damit sie nicht zu weit gehen mussten, um Getränke zu holen, aber immer noch die Tanzfläche sehen konnten. Die Musik war schon laut, aber noch nicht so schlimm, dass man schreien musste, um sich verständlich zu machen.
Kyoko war beeindruckt davon, wie schön der Club drinnen war. Sie war mittlerweile froh, dass sie sich von Suki dazu zwingen hatte lassen, herzukommen. Schließlich musste es noch andere Dinge im Leben geben, außer lernen, und sie hatte schon viel zu lange keinen Spaß mehr gehabt. Die Atmosphäre hier drinnen riss sie sofort mit und sie lächelte aufgeregt. Es war einer der seltenen Momente, wo sie das Gefühl hatte, dass alles möglich war.
Statt Tischen und Stühlen gab es hier drinnen verstreut weiche Sofas mit Glastischen, wo man die Getränke abstellen konnte. Alles war in violett, blau und schwarz gehalten, sodass es schien, als läge Magie in der Luft und mit den Lichtern, die ständig die Farben wechselten, erschien es wie ein Hexentanz. Die Atmosphäre des Clubs war irgendwie berauschend.
Tiefe Schatten boten denen eine Privatsphäre, die sie suchten, und Kyoko errötete, als sie an all die Dinge dachte, die dort wohl vor sich gingen… Dinge, die sie selbst noch nicht ausprobiert hatte. Ihre Gedanken wanderten wieder zu Kotaro, als sie sich fragte, was er gerade machte, ehe sie schuldbewusst ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihre Freunde richtete.
Kyou setzte sich in eine dunkle Nische nahe der überwältigend reinen Aura. Als er die Gruppe beobachtete, erkannte er, dass das Leuchten nur von einer Person kam. Sein Blick wurde zum ersten Mal in unzähligen Jahren einen Moment lang weich, als er sah, wie sie lächelte, als sie ihre Umgebung auf sich wirken ließ. Es war, als würde er einen Sonnenaufgang sehen, und das war etwas, das er schon seeehr lange nicht mehr gemacht hatte.
Sie war schön mit ihrem langen, nussbraunen Haar, das einen Kontrast zu ihrer weißen Seidenbluse bildete.
Sein Blick wanderte über ihren perfekten Körper, betrachtete die nackte Haut an ihrer Hüfte und den kurzen Minirock, der gefolgt wurde von einem Paar sehr wohlgeformter Beine, ehe er wieder auf ihren Hals schaute… der frei zugänglich war. Er folgte der Kurve hoch zu ihrem Gesicht mit einem missbilligenden Knurren. Sie schaute von ihm weg und er fühlte den Drang, ihre Augen zu sehen… die Augen waren der Spiegel der Seele.
Seine Instinkte reagierten auf eine Art, die er nie zuvor erlebt hatte. Dieses Gefühl, das er nicht beschreiben konnte, machte ihn nervös und irgendwie erinnerte es ihn an seinen Bruder. Das Unbekannte gefiel ihm nicht.
Er verdunkelte die Schatten um sich, als sie den Kopf drehte und ihr Blick an ihm vorbeiglitt, aber er hatte sie gesehen. Bei dem Anblick war ihm der Atem weggeblieben. Sie hatte Augen wie Smaragde eingehüllt in Unschuld… aber er konnte auch den Schalk und die Macht sehen, die dort verborgen lagen.
Kyou ballte seine Faust so fest, dass er Blutstropfen fühlte, wo seine scharfen Fingernägel in sein Fleisch einschnitten. Wieso war eine solche Unschuld hier an einem Ort wie diesem? Es sollte verboten sein. Er fühlte, wie ein Knurren sich in seiner Brust aufbaute, und versuchte es zu unterdrücken.
Wenn sein Verdacht stimmte und Hyakuhei hier auftauchen sollte, dann konnte es sehr schnell sehr gefährlich werden. War sie diejenige, die den Schützenden Herzkristall in sich trug? Die Worte seines Bruders kamen wieder zurück, suchten ihn noch einmal heim.
„… Bruder, wenn wir ihn finden, können wir uns von ihm befreien…“
Die anderen Geräusche in dem Club ignorierend konzentrierte Kyou all seine Sinne auf sie, damit er mehr über sie herausfinden und sich vorbereiten konnte. Seine traurigen, goldenen Augen begannen fast zu leuchten, als er in die Gedanken der Gruppe eindrang, die da an ihrem Tisch saß. Die Gedanken von Sterblichen zu belauschen, war ein Laster, dem er schon lange nicht mehr gefrönt hatte.
Tasuki bot sich an, die erste Runde zu bezahlen, nachdem der Barkeeper sein Cousin war. Er würde seine Chance, Kyoko zu beeindrucken, nicht ungenutzt liegenlassen. Er wusste, dass sie ihn einfach als einen Freund sah, aber er wollte so viel mehr sein, wenn sie nur die Augen öffnen würde und die Zuneigung sehen könnte, die er für sie empfand. Es konnte nie einen Mann geben, der sie mehr liebte als er. Das war einfach nicht möglich.
Suki lächelte, als sie hörte, dass er den Barkeeper kannte, und bat Tasuki, ihnen allen einen Long-Island-Eistee zu bringen. Tasuki zwinkerte Kyoko leicht errötend zu und nickte dann, sagte, dass er gleich zurücksein würde. Er ging weg, um den Frauen so schnell wie möglich ihre Getränke zu holen.
Kyokos Augen wurden groß, als sie Suki anstarrte. „Long-Island-Eistee? Aber wir sind…“ Suki winkte mit einer schnellen Handbewegung ab.
„Komm schon, Kyoko. Du musst das Leben genießen! Die Prüfungen sind vorbei und außerdem… haben wir früher auch schon getrunken.“ Suki versuchte, Kyoko aufzuheitern, indem sie doof grinste und ihre Augen verdrehte. In der Hoffnung, damit das Thema zu wechseln, fügte sie hinzu: „Ich muss zugeben, Kyoko, dass du mit dem Outfit und deinen Kurven… schon viel erwachsener aussiehst, als du bist.“ Sie lachte laut über den erschrockenen Ausdruck auf Kyokos Gesicht.
Kyoko betrachtete Suki skeptisch. „Zweimal, Suki. Ich habe zweimal etwas getrunken und ich kann mich kaum daran erinnern… und es sind nicht meine Kleider, die mich erwachsen aussehen lassen.“ Kyoko errötete, als sie an das dachte, woran sie sich von ihrem letzten Geburtstag noch erinnern konnte. Wegen Suki erinnerte sie sich an kaum etwas von ihrer eigenen Party.
Sie erinnerte sich an die riesige Schüssel mit Früchten, die Suki ihr mit einem so unschuldigen Lächeln übergeben hatte. Sie kannte Kyokos Schwäche für Obst und nutzte sie schamlos aus. Kyoko hatte die halbe Schüssel leergegessen und nicht einmal bemerkt, dass die Früchte in Alkohol getränkt gewesen waren.
‚Sie wird mich wieder in Schwierigkeiten bringen… ich weiß es einfach!‘, jammerte Kyoko innerlich und übergab sich schließlich missmutig ihrem Schicksal. Die anderen hatten über jene Nacht nur Witze erzählt, etwas darüber, wie Kyoko verlernt hatte zu gehen… und zu sprechen!
Suki grinste, zuckte ihre Schultern. „Dann wird das jetzt das dritte Mal.“ Sie lächelte glücklich, als Tasuki mit den Getränken kam, und nahm ein Glas für sich selbst.
Kyoko biss sich auf ihre Lippen, dann murmelte sie etwas wie ‚beim dritten Fehler bist du draußen‘, aber lächelte trotzdem Tasuki an, als er die Getränke hinstellte. Schließlich war auch sie nicht immun gegen den Gruppenzwang und nachdem sie immer schon ein Feigling gewesen war, gab sie nach.
„Dreimal Long-Island-Eistee, wie bestellt.“ Tasuki setzte sich zwischen die beiden Mädchen und nahm einen Schluck aus seinem Glas. Plötzlich erschien es ihm, als würde die Temperatur im Raum ansteigen, weil das Getränk so stark war. Er schielte an Kyoko vorbei auf seinen Cousin hinter der Bar. Das spitzbübische Grinsen auf dessen Gesicht zeigte ihm, dass die Mischung stärker war als normal.
Tasuki schüttelte den Kopf und widmete sich wieder den beiden Frauen. „Auf die Prüfungen, auf dass wir sie alle gut bestanden haben“, sagte er, während er das letzte Glas hochhob. Dann sah er Kyoko in die Augen und fügte hinzu: „Und auf dass wir immer in Kontakt bleiben, egal was passiert.“
Kyoko errötete und lächelte schüchtern, als sie das Glas aus seiner Hand nahm. Nachdem sie schnell einen Schluck genommen hatte, wurden ihre Augen groß, als sie beschloss, dass es richtig lecker schmeckte. „Wenn du sie nicht schlagen kannst, dann misch dich unter sie.“ Sie zwinkerte Suki gutmütig zu.
Sie saugte noch einmal an ihrem Strohhalm und nach zehn Minuten voller Lachen und Quatschen war der Eistee weg. Die Farbe leuchtete in Kyokos Wangen, als der Alkohol durch ihren Körper floss.
Tasuki, der ebenso schnell getrunken hatte wie Kyoko, fühlte sich nun entspannter und mutiger und fragte die Mädchen, ob sie tanzen wollten. Seine Augen wurden ein wenig dunkler, als er Kyokos Hand ergriff und sie zur Tanzfläche führte, während Suki Kyokos andere Hand hielt.
Er wusste einfach, dass dies die beste Nacht seiner Studentenzeit werden würde, und er würde sich an jeden Moment davon erinnern wollen.
Kaum zwei Meter entfernt beobachtete Kyou, wie der junge Mann, der Tasuki hieß, seine Hand ausstreckte und das grünäugige Mädchen zum Tanzen aufforderte, und musste den Drang unterdrücken, die bösen Finger des jungen Mannes auszureißen, die es wagten, sie zu berühren. Die unschuldigen Gedanken des Mannes standen unmissverständlich in seinen Augen und in seinem Kopf, aber Kyou vertraute ihm trotzdem nicht.
Kyou hatte das schon oft gesehen, wenn er das Nachtleben beobachtet hatte. Ein junger Mann zahlte einer Frau Getränke und nutzte ihre Naivität aus. Seine Augen wurden rot, als er zusah, wie der Junge die Mädchen auf die Tanzfläche führte. Kyou verspürte das Bedürfnis, das braunhaarige Mädchen zu nehmen und sie vor allen zu verstecken, die sie verletzen könnten, oder sie besitzen wollten.
Er wunderte sich über seine eigenen besitzergreifenden Gefühle für das Mädchen. Wenn sie diejenige war, die den Schützenden Herzkristall besaß, was sollte er dann tun? Einer Sache war Kyou sich sicher: bevor er zuließ, dass Hyakuhei sie bekam, würde er sie noch eher mit seinen eigenen Händen umbringen.
Wenn die Legende wahr war und Hyakuhei die Macht des Schützenden Herzkristalls in die Finger bekam, würde niemand ihn mehr aufhalten können.
*****
Kamui saß unsichtbar auf einem der riesigen Lautsprecher vor dem DJ, während er die Tanzfläche beobachtete, wo Kyoko und Suki mit einem jungen Mann tanzten. Er hob eine Augenbraue, als er erkannte, wer genau der Typ war. Ein geheimnisvolles Lächeln hob seine Mundwinkel, als er den violetten Schimmer sah, der den Jungen umgab.
Seine Aufmerksamkeit richtete sich wieder auf den anderen Mann, der die Priesterin beobachtete. Er hatte schon versucht, die Anziehungskraft zu brechen, als Kyoko noch draußen gewesen war, aber der älteste Beschützer war stur wie eh und je. Die Energie, die er von Kyou fühlte, war schwer und ein wenig böse.
„Kyou, was hast du nur vor?“, fragte Kamui sich selbst laut, wissend, dass er weder gehört, noch gesehen werden konnte. Als er zusah, wie Kyou Kyoko beobachtete, erkannte er das Schicksal. Das Schicksal hatte die Beschützer noch immer zu ihrer Priesterin gebracht… egal in welcher Welt oder in welchem Leben.
Insgeheim wünschte er sich, dass er es arrangieren könnte, dass Toya Kyou sehen könnte, aber er wusste, dass er seine Mächte besser nicht an Kyou verwenden sollte. Alleine der Gedanke daran, den gefährlichen, goldenen Beschützer zu verärgern, rief schon eine Gänsehaut bei ihm hervor.
Sein Blick wanderte weiter durch die Menschenmenge, denn er wusste, Kyou war nicht derjenige, wegen dem er sich Sorgen machen musste. Es gab andere hier, die keine Menschen waren, aber er konnte fühlen, wie sich die wirkliche Finsternis Sekunde um Sekunde näherte. Er fragte sich, ob Kyou das auch fühlen konnte.
Kamui nickte sich selbst bestätigend zu. Das Beste, was er jetzt machen konnte, war, Kyokos Mächte vor allen neugierigen Blicken zu verbergen. Mit diesem Entschluss sprang er von dem Lautsprecher, aber seine Füße trafen nie am Boden des Tanzclubs auf.
Kapitel 4
Als das Trio sich auf die Tanzfläche drängte, begannen Suki und Kyoko sofort, ihre Körper zum Rhythmus der Musik zu bewegen, sodass Tasuki nur noch fasziniert zuschaute. Die erhitzten Körper um sie herum und der Alkohol in ihrem Blut hatten ihre Haut gerötet.
Sukis Körper näherte sich dem von Kyoko, als beide ihre Arme um den Hals der jeweils anderen legten und sich aneinander rieben. Lachend tanzten sie wie Liebhaber, verloren sich ganz im Rhythmus der Musik. Schon in der Schule hatten sie gelernt, so zu tanzen.
Die Frauen gingen ganz auf in ihrem unschuldigen Spaß und vergaßen einen Moment lang ihren männlichen Begleiter.
Tasuki schaute mit großen Augen zu, wie seine Freundinnen leidenschaftlich miteinander tanzten, und fühlte, wie seine Wangen heiß wurden. ‚Wow!‘ Sein Körper reagierte auf die Szene vor seinen Augen. Er fühlte sich, als könnte er keine Luft mehr bekommen. Zuzusehen, wie Kyokos Körper sich an Suki rieb und ihre Hände über ihren Körper streiften, war fast mehr, als er ertragen konnte.
Schnell entschied er, dass er auch Spaß haben wollte, und zwang seine Füße, sich zu bewegen, bevor er seine Nerven wegwerfen konnte.
Er blieb direkt vor Kyoko stehen, sodass er sehen konnte, dass ihre Augen geschlossen waren, während sie mit Suki tanzte. Sein Blick traf den von Suki, als diese grinste, und hinter Kyoko in die Hocke ging, woraufhin sie langsam wieder nach oben tanzte, während ihre Hände die Oberschenkel ihrer Freundin streichelten. Sie hoffte, dass Tasuki sich trauen würde, so mit Kyoko zu tanzen.
„Wieso tanzt du nicht mit uns? Es macht so viel Spaß!“ Sie lachte, als sie Tasukis Gürtelschlaufe packte und ihn an Kyoko zog.
Kyokos Augen wurden groß vor Schreck, als sie einen muskulösen, eindeutig männlichen Körper auf sehr intime Art und Weise gegen sie stoßen fühlte. Sie lief knallrot an, als sie erkannte, dass Tasuki sie an sich zog. „Hey.“ Sie lächelte schüchtern, beschloss, dass es ihr gefiel, wie sich sein Körper anfühlte. Sie wusste, dass sie ihm vertrauen konnte, dass er keine Grenzen übertreten würde. Er war immer ein Gentleman.
Mit neuem Mut tanzte Kyoko weiter mit Suki hinter ihr und legte eine Hand auf Tasukis Schulter… ermutigte ihn damit wortlos.
Tasuki brauchte keine weitere Einladung, er ergriff Kyokos Hüften und bewegte sich mit ihrem Körper. Er fühlte sich wie im Himmel, als die Frau seiner Träume verführerisch an ihm tanzte. Jede ihrer Kurven an seinem Körper reiben zu fühlen, war eine süße Folter, die er noch nie zuvor erfahren hatte.
Seine braunen Augen wurden weich, als sein gesamter Körper sich anfühlte, als würde er brennen, und er wollte so viel von ihr spüren, wie er nur konnte. Er drückte sich fester an Kyoko und rieb seinen erhitzten Körper an ihr wie ein lange verlorener Liebhaber.
Kyoko sah hoch in Tasukis Augen und bemerkte zum ersten Mal die hübschen, violetten Flecken in seinen braunen Iris. ‚Wunderschön…‘, war das einzige Wort, das ihr dazu einfiel. Je genauer sie schaute… umso mehr erinnerte er sie an Shinbe.
*****
Toyas Laune hatte sich nicht verbessert, obwohl er in den Sportsaal der Uni gegangen war, in der Hoffnung, dass er seinen Frust dort ablassen konnte. Er hatte beschlossen, dass er besser schnell abhauen wollte, nachdem er den fünfhundert Dollar teuren Boxsack kaputt gemacht hatte. Es war nicht seine Schuld gewesen, aber er hatte sich Kotaros Gesicht vorgestellt, als er ihn geschlagen hatte.
„Dummes Mädchen!“, knurrte er. ‚Wieso musste sie immer so kompliziert sein?‘ Er starrte wütend vor sich hin, als er an den nervigen Sicherheitstypen dachte, mit dem Kyoko ausgegangen war.
Er wurde immer noch rot vor Wut, als er daran dachte, wie er Kotaros Stimme vorhin in Kyokos Wohnung gehört hatte. Er hatte sehr gute Lust dazu, dem Typen den Kopf abzureißen und ihn wohin zu schieben, wo die Sonne nie schien. Toya hatte schon immer einen sechsten Sinn gehabt und dieser Sinn sagte ihm, dass Kotaro nicht war, wer er vorgab zu sein.
„Ein Wolf im Schafspelz, sozusagen.“ Er grinste, doch dann fühlte er sich sofort schuldig, weil auch er Kyoko einige Dinge verschwieg. Dinge, die er selbst nicht erklären konnte.
Er hatte als kleines Kind gelernt, seine unüblichen Fähigkeiten vor anderen zu verstecken, etwa seine unmenschliche Kraft, seine Schnelligkeit und den außergewöhnlichen Seh- und Geruchssinn. Das einzige Problem war, dass sie manchmal da waren und manchmal nicht, wie es ihnen gerade beliebte. Er konnte sie nicht einfach nutzen, wann immer er sie brauchte, und vielleicht war das auch gut so.
Ganz in Gedanken verloren begann Toyas Haut plötzlich zu kribbeln, als er den Sicherheitschef erblickte, der an der Tür des Wachzimmers lehnte. ‚Wenn man vom Teufel spricht…‘ Toya starrte Kotaro wütend an, wollte schon vorbeigehen, doch dann blieb er abrupt stehen. „Was machst du hier?“, knurrte er.
Kotaro richtete sich auf und ging hinüber zu Kyokos angeblichem Date, der ihn anknurrte. Nachdem er sich schnell umgesehen, aber sie nirgendwo erblickt hatte, spannte er sich an und spießte Toya mit einem wütenden Blick auf. „Wo ist Kyoko? Ich dachte, sie wollte heute mit dir ausgehen.“
Wenn es eine Sache gab, die Toya hasste, dann war es, verwirrt zu sein, und im Moment war er wirklich nicht in der Laune dazu. „Du Vollkoffer… ich dachte, sie hat ein Date mit dir“, fauchte er, ohne nachzudenken.
Kotaro machte sich nun ernsthafte Sorgen. Kyoko hatte ihm erzählt, dass sie mit Toya ausgehen wollte, und das war eine Lüge gewesen. „Verdammt!“
Ohne Toya noch eines Blickes zu würdigen, lief er in die Richtung, wo Kyoko wohnte, wobei er sich nur mühsam davon abhalten konnte, seine übernatürliche Schnelligkeit zu gebrauchen. Wieso hatte sie ihn angelogen? Wenn er gewusst hätte, dass dieser Trottel nicht bei ihr war, dann wäre er ihr gefolgt.
Toya fühlte Panik in sich aufsteigen, als er die Sorge in den Augen seines Rivalen sah, und als dieser dann Hals über Kopf weglief, machte es das auch nicht besser. Etwas in ihm vertraute Kotaro völlig, aber das würde er nie zugeben.
Ohne noch einmal nachzudenken, rannte er hinter Kotaro her, um zu sehen, was dieser machen würde. Toya konnte locker mit Kotaro Schritt halten, aber ihm fiel sehr wohl auf, dass sie eigentlich viel zu schnell waren, sodass einige seiner Vermutungen bestätigt wurden. Kotaro war mehr als das, was er zu sein schien… hatten sie dieselben Gene oder so? Er knirschte mit den Zähnen, denn dieser Gedanke gefiel ihm überhaupt nicht.
Eine Minute später hämmerte Kotaro an die Tür von Kyokos Wohnung, hoffte entgegen aller Wahrscheinlichkeit, dass sie doch da war. Dann schlug er beide Handflächen gegen die unschuldige Tür und rief: „Verdammt, Kyoko! Wo bist du?“ Angst und Sorge durchströmten seinen ganzen Körper. „Das ist nicht gut“, knurrte er.
„Was ist nicht gut?“, fragte Toya scharf, während er hinter Kotaro trat.
Die Energie, die er von Kotaro spürte, ließ Toyas Brust sich schmerzhaft verkrampfen. Wenn er gewusst hätte, dass Kyoko nicht mit Kotaro unterwegs war, dann wäre er gekommen, nur um in ihrer Nähe zu sein. Er hätte einfach auf seine Instinkte hören und trotzdem kommen sollen. Früher oder später würde er das Mädchen noch an eine Leine legen müssen.
Kotaro wirbelte herum, hatte Toya ganz vergessen, in seiner Sorge um Kyoko. Aber jetzt, wo er jemanden hatte, an dem er seinen Frust auslassen konnte, machte er das auch: „Ich dachte sie ist mit dir aus!“ Kotaro ballte seine Hand zur Faust und unterdrückte seinen Zorn schnell wieder, bevor er zu weit ging. „Und wie, zur Hölle, warst du jetzt so schnell? Lass gut sein, beantworte das nicht.“
Toya starrte ihn an, war überrascht, dass der Sicherheitstyp das überhaupt bemerkt hatte, aber wollte nicht weiter darüber nachdenken. „Ich bin genauso schnell wie du, du Idiot.“
Nachdem er seine dominante Hälfte wieder beruhigt hatte, öffnete Kotaro seine stechend blauen Augen und hielt den Blick der Person, die ihm helfen würde, ‚seine Kyoko‘ zu finden, fest. Es war schon schlimm genug, dass Toya nicht als Vampir wiedergeboren worden war, sodass sie um sie kämpfen konnten, aber jetzt schien Toya seine Fähigkeiten aus der Vergangenheit wiederzuerlangen, und er hatte keine Ahnung, wieso. Um es noch komplizierter zu machen, war Toyas bester Freund Shinbe und auch Shinbe wusste nichts mehr von der Vergangenheit.
Kotaro drückte seine Handfläche gegen seine Schläfe, fragte sich, wieso, um alles in der Welt, er Toya vertrauen sollte, sie zu beschützen… noch einmal, wo er beim ersten Mal doch versagt hatte. Die Tatsache, dass Toya sich nicht daran erinnerte, bedeutete, dass Kotaro seine Hasstirade nicht laut aussprechen konnte. Er holte tief Luft, als er sich die Wahrheit eingestand… sie beide hatten versagt. Seine Lippen wurden schmal, als er still vor sich hinstarrte.
Toya grinste halbherzig. „Also hat sie dich angelogen und dir einen Korb gegeben, indem sie dir weismachte, dass sie mit MIR ausgeht. Ha!“ Obwohl er wusste, dass sie praktisch genau dasselbe mit ihm gemacht hatte, würde er das Kotaro nicht unter die Nase reiben.
Kotaro atmete noch einmal tief durch, um sein Temperament zu beruhigen. Es war, als würde er mit einem verdammten Kind sprechen. „Das hier ist kein Spiel, du Trottel. Seit über einem Monat verschwinden Frauen fast jede Nacht hier am Campus und in der ganzen Stadt. Und jetzt weiß keiner von uns, wo Kyoko ist.“ Kotaro konnte die Panik in seiner eigenen Stimme hören, aber ignorierte sie. „Hast du irgendeine Ahnung, wo sie sein könnte?“
Toya konnte fühlen, wie seine Brust immer enger wurde, als er daran dachte, dass Kyoko in Gefahr sein könnte. „Verdammt!“ Er ging zu Sukis Tür und hämmerte so lange darauf ein, bis sie leicht knackte, woraufhin er lieber aufhörte. Keine Antwort.
„Fuck!“ Bevor ihn die Panik ganz überkam, kramte Toya schnell sein Handy hervor und hoffte, dass Shinbe vielleicht wusste, wo die Mädchen waren. „Nimm schon ab, du Frauenheld!“ rief er beim zweiten Klingen. Nach dem vierten Klingeln nahm Shinbe endlich ab.
„Shinbe! Weißt du, wo Suki und Kyoko sind?“ Er schielte hoch zu Kotaro, als dieser näherkam, als wollte auch er die Antwort hören.
Am anderen Ende der Leitung erschien ein überhebliches Lächeln auf Shinbes Gesicht. „Vielleicht…“
*****
Kyou hielt sich in der Dunkelheit verborgen, als er das Mädchen und ihre Freunde beobachtete. Nachdem er ihrer Konversation gelauscht hatte, wusste er jetzt, dass ihr Name Kyoko war. Bisher hatte der Junge, der Tasuki hieß, seine Hände bei sich behalten, was gut war, nachdem Kyou beschlossen hatte, ihn leben zu lassen, solange er ihr nicht zu nahe kam. Er schien harmlos zu sein… nur ein wenig zu vernarrt in sie.
Sie waren auf die Tanzfläche gegangen und das Mädchen und ihre Freundin hatten miteinander zu tanzen begonnen. Die Art, wie sie tanzten, war anrüchig. ‚Es muss der Alkohol sein, den sie so schnell getrunken hat.‘ Er wollte nichts Anderes glauben.